Das Eidgenössische Nuklearinspektorat (Ensi) stellt insgesamt zehn Forderungen für einen Langzeitbetrieb des inzwischen 40 Jahre alten Atomkraftwerks. Dazu gehören insbesondere der Ersatz der Zuganker, die den mit Rissen behafteten Kernmantel stabilisieren. Die Massnahmen müssen bis spätestens 2017 umgesetzt werden.
Die BKW müsse die Nachrüstungen «zügig» an die Hand nehmen, betonte Ensi-Direktor Hans Wanner. Bereits bis Ende Juni muss der Berner Energiekonzern verbindlich aufzeigen, wie sie einen ersten Teil der geforderten Nachrüstungen umsetzen will. Bis im Dezember muss klar sein, wie die restlichen Massnahmen umgesetzt werden.
Eine weitere Forderung betrifft die Nachrüstung eines erdbebenfesten Kühlsystems für das Brennelementbecken. Erkenntnisse aus dem Reaktorunfall von Fukushima zeigten, dass das bestehende System nicht mehr ausreichend sei, so das Ensi.
Wirtschaftlichkeit noch offen
Die Auflagen treffen die BKW nicht unvorbereitet. Viele der Massnahmen sind bereits angedacht. Der Zeitplan sei allerdings «sportlich», räumte BKW-Sprecher Antonio Sommavilla ein. Er sei aber zuversichtlich, dass die BKW die Fristen einhalten könne.
Die BKW möchte das inzwischen 40-jährige AKW Mühleberg noch bis 2022 betreiben. Ob sich die Investitionen für eine beschränkte Laufzeit lohnen? Urs Gasche, Verwaltungsratspräsident der BKW, kann die Frage nicht mit einem klaren Ja beantworten. Es seien noch weitere Abklärungen nötig.
Erst am Montag hatte die BKW verlauten lassen, dass die Nachrüstung teurer werde als angenommen. Ob diese dann auch wirtschaftlich sind, will die BKW erst in einem Jahr beurteilen.
Ebenfalls noch offen sind diverse hängige Rechtsverfahren, unter anderem auch eines zu einer zeitlich unbeschränkten Betriebsbewilligung. Die Sicherheit des 1972 in Betrieb genommenen AKW vor den Toren der Stadt Bern ist seit langem umstritten.
BKW setzt auf erneuerbarer Energie
Atomkraft-Gegner kritisieren, der «Uralt-Reaktor» mit Rissen im Kernmantel und zahlreichen anderen Sicherheitsmängeln müsse dringend vom Netz genommen werden. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima wurden die Rufe nach einer Stilllegung noch eindringlicher.
Im Zuge des vom Bund beschlossenen Ausstiegs aus der Atomkraft überarbeitete die BKW ihre Strategie und besetzte die Konzernspitze neu. Ab 2022 will der Konzern ganz auf erneuerbare Energien setzen. Bis dahin will die BKW das Werk Mühleberg aber noch betreiben.