Seit 1982 schreibt der Kanton Bern einen Uferweg an seinen Seen vor – so auch in Hilterfingen am Thunersee. Über 30 Jahre lang ging wenig – jetzt zwingt der Kanton Bern die Gemeinde, einen 600 Meter langen Fussweg entlang des Ufers zu bauen.
Hilterfingens Gemeindepräsident Gerhard Beindorff spricht im Interview mit der «Rundschau» von einer «Zwängerei des Kantons Bern.» In Hilterfingen seien bereits heute vier Fünftel des Ufers öffentlich zugänglich.
Uferweg wird 4-5 Millionen Franken kosten
Der Gemeindepräsident von Hilterfingen muss in den nächsten Monaten den Liegenschaftsbesitzern Land abkaufen für den neuen Uferweg. Gerhard Beindorff: «Ich rechne dafür mit Kosten von 4 bis 5 Millionen Franken.»
Weigern sich die Seeanstösser ihr Land für den Uferweg abzugeben, kommt es in Hilterfingen zu Enteignungen. Gemeindepräsident Beindorff bestätigt gegenüber der «Rundschau»: «Es wird für den Uferweg sicherlich zu einigen Enteignungsverfahren kommen.»
Geltende Gesetze werden nicht umgesetzt
Rund 300 Mitglieder unterstützen mittlerweile den Verein «Rives Publiques», der für öffentlich zugängliche Ufer kämpft. Jüngst gewann Rives Publiques am Genfersee drei Gerichtsfälle in den Waadtländer Gemeinden Tannay, Gland und Corseaux. Villenbesitzer mussten ihre privatisierten Uferabschnitte öffnen, Zäune einrollen, Fusswege erlauben.
Victor von Wartburg, Präsident von Rives Publiques will weitere Uferabschnitte gerichtlich freikämpfen. «Oft setzen Behörden geltende Gesetze für Uferwege nicht um und wollen vermögende Seeanstösser schützen. Dagegen werden wir jetzt konsequent vorgehen.»
Florian Chaudet vertritt die Seeanstösser am Genfersee und bekämpft juristisch «Rives Publiques». Der Anwalt gibt sich gegenüber der «Rundschau» kämpferisch: «Ein Park zum Verweilen bringt der Bevölkerung viel mehr, als reine Uferwege. Man muss genau prüfen, wo Uferwege Sinn machen und ob sie machbar sind.»