- Ein Jahr nach Einführung der Strategie Antibiotikaresistenzen zieht der Bund Bilanz.
- Zwei Drittel der 35 Massnahmen seien inzwischen angelaufen.
- Die Abgabe von Antibiotika an Bauern ist eingeschränkt worden.
- Ein Labor ermöglicht die Überwachung neuer Resistenzformen.
- Resistenzen bei Mensch und Tier werden systematisch erfasst.
- Eine Expertengruppe arbeitet Richtlinien für die Verabreichung von Antibiotika aus.
SRF News: Wie fällt die Bilanz des Bundes aus?
Cathrin Caprez, SRF-Wissenschaftsredaktorin: Beim Bund herrscht grosse Zufriedenheit. Die Umsetzung seiner Strategie gegen Antibiotikaresistenzen laufe auf Hochtouren, sagte er. Tatsächlich wurden im vergangenen Jahr auch einige wichtige Sachen aufgegleist, zum Teil auch Gesetze angepasst. Ausserdem startet der Bund nächstes Jahr ein grosses Forschungsprojekt zu Antibiotikaresistenzen.
Beurteilen Sie den Schweizer Kampf gegen Antibiotikaresistenzen auch so positiv?
Der Bund hat alle Aspekte des umfassenden Problems im Auge. Aber bei der Umsetzung hätte ich mir tatsächlich etwas mehr Mut gewünscht. Beispielsweise wäre es lebenswichtig, bestimmte potente neue Antibiotika-Wirkstoffe allein für die Behandlung von Menschen aufzusparen. Doch der Bund geht in diesem Bereich zögerlich voran. Der Einsatz dieser wichtigen Medikamente bei Tieren wird nur etwas eingeschränkt.
Wie gross ist die Gefahr in der Schweiz, dass Patienten an einfachen Infektionen sterben, weil Antibiotika nicht mehr wirken?
Die Gefahr nimmt auch hier zu, gerade weil die Schweizerinnen und Schweizer viel und in alle Länder der Welt reisen. So weiss man heute, wer von Indien heimkommt, hat mir grosser Wahrscheinlichkeit Bakterien aufgelesen, die gegen viele der gängigen Antibiotika resistent sind. Im Inselspital Bern hat man bereits erste Patienten, die man mit überhaupt keinem Antibiotika mehr behandeln kann.
Im Inselspital Bern hat man bereits erste Patienten, die man mit überhaupt keinem Antibiotika mehr behandeln kann.
Die Spitäler sind sich der Problematik schon seit Längerem bewusst. Wie sieht es bei den selbständigen Ärzten in ihren Praxen aus?
Auf die Hausärztinnen und Hausärzte kommen enorme Herausforderungen zu. Je länger, je mehr empfangen sie Patientinnen mit Infektionen, die zwar oft einfach sind, sich aber bereits schon nicht mehr mit gängigen Antibiotika behandeln lassen. Die Hausärzte müssen also einerseits lernen, sparsamer mit breit wirkenden Antibiotika umzugehen, andererseits müssen sie dann auch einmal einen Patienten ohne Medikamente nach Hause schicken, weil eine einfache Infektion mit etwas Geduld von selber abklingt. Für den einzelnen Kranken ist das manchmal vielleicht etwas schwierig, aber immens wichtig, damit wir mittelfristig überhaupt noch wirksame Medikamente haben.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.