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Arena: Kinderschutz oder Behördenwahn?
Aus Arena vom 17.10.2014.
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Schweiz «Arena»: Kinderschutz oder Behördenwahn?

Fremdplatzierte Kinder, entmündigte Eltern – seit das neue Kinderschutzrecht in Kraft ist, reissen die Schlagzeilen nicht ab. Ineffizient und zu teuer, monieren die Kritiker. Die Befürworter hingegen bezeichnen es als wirksam und angebracht, auch wegen der neuen Professionalisierung.

Zwei Jahre nach der Einführung des neuen Kinder- und Erwachsenenschutzrechts steht die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) in der Kritik. Zu teuer sei sie, überprofessionalisiert und nicht mehr dem Wohl der Kinder verpflichtet. Eine der Kritikerinnen ist die Schriftstellerin Zoë Jenny. Diese hatte mit der Behörde zu tun und fand diese anmassend und herablassend. Zudem handle diese unprofessionell.

Es diskutieren:

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  • Yvonne Gilli, Nationalrätin Grüne/SG, Ärztin
  • Patrick Fassbind, Präsident KESB Bern
  • Allan Guggenbühl, Jugendpsychologe
  • Pirmin Schwander, Nationalrat SVP/SZ

Yvonne Gilli, Nationalrätin Grüne/SG, zeigt sich berührt von den Erfahrungen Jennys. «Wo Menschen arbeiten, auch wenn es sich um Profis handelt, gibt es schlechte Begegnungen.» In solchen Fällen bestehe aber die Möglichkeit eines Vermittlungsgesprächs. Es gebe auch sehr viele positive Erfahrungen.

Patrick Fassbind, Präsident Kesb Bern, betont, dass die Situationen im Kindesschutz sehr emotionalisiert seien. Man dürfe nicht vergessen: «Da gibt es immer zwei Seiten.»

Fehler können passieren, meint Jugendpsychologe Allan Guggenbühl. «Es gibt aber gewisse Schwachpunkte, die man untersuchen muss.» So würden die Entscheide der Kesb manchmal nicht verstanden, weil sie in Juristensprache verfasst seien. Die Professionalisierung durch das neue Gesetz begrüsst er.

Auch Laien leisteten gute Arbeit

Die Professionalisierung durch das neue Kinder- und Erwachsenenschutzrecht gab in der «Arena» viel zu reden. Im neuen System müssen mindestens drei Experten über einen Fall entscheiden; meist eine Juristin, ein Sozialarbeiter und ein Psychologe. Früher kümmerte sich eine Laienbehörde um die Fälle.

Artikel zur Erwachsenenschutzbehörde
Legende: Artikel zur Erwachsenenschutzbehörde SRF

Pirmin Schwander, Nationalrat SVP/SZ, hatte seinerseits die Gesetzesrevision miterlebt. Sauer aufgestossen war ihm dabei das Wort Professionalisierung. «Das tönt, als ob diejenigen, die die Arbeit zuvor verrichteten, dies nicht gut gemacht haben.» Es sei auch im alten Gesetz viel Gutes geleistet worden. Und dies vor allem fast ohne Entschädigung.

«Kombination Laie-Profi ist ideal»

Gemäss Allen Guggenbühl braucht es für die Arbeit indes beides: Sachwissen und gesunden Menschenverstand. Es sei ein Irrtum zu denken, dass eine Professionalisierung zu besseren, vernünftigeren Entscheiden führe. «Profis können sich genauso irren.»

Yvonne Gilli begrüsst die Professionalisierung. In der Stadt Wil werde beispielsweise eine Kombination von beidem angewendet. Eine Familie die Probleme mit den Kindern hat, wird zuerst von einem Laien begleitet. «Stufe für Stufe geht es dann zu den Professionellen. Das ist ein guter Mix.»

Kesb-Präsident Patrick Fassbind hält fest, dass die Kesb mit Fällen schwerwiegender Kindswohlgefährdungen zu tun hat: Kindsmissbrauch, häusliche Gewalt, Verwahrlosung etc. Dort Laien hinzuschicken, hält Fassbind nicht für angebracht.

Rekurs möglich

Schriftstellerin Jenny hat die Kesb jedoch ganz anders erlebt. Von einem Dreiergremium habe sie nie etwas gesehen, weder einen Psychologen noch einen Juristen. «Im Gesetz steht zudem, dass die betroffenen Kinder angehört werden müssen.» Auch dies sei nicht geschehen.

Gegen die Entscheide der Kesb könne man sich wehren, erinnert Gilli. Es gebe Verfahren und verschiedene Sicherheiten. «Wenn ein Gesetz nicht eingehalten wird, kann man Rekurs einlegen. Dann wird es von einer anderen Behörde geprüft.»

Hohe Kosten der Kesb

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Zum Abschluss der «Arena» wurde auch über die Kosten der Kesb diskutiert. Diese hatten in der Bevölkerung eine hitzige Diskussion ausgelöst, nicht zuletzt wegen dem Fall eines schwer erziehbaren Jugendlichen, der als letzte Massnahme auf einem Schiff zehn Monate lang segeln ging. Rund 120'000 Franken kostete diese Massnahme.

«Wenn eine Massnahme dringend notwendig ist, kann man nicht in erster Linie auf die Kosten schauen», meint Schwander zu der Massnahme. Er habe aber den Eindruck, dass eine Industrie entstanden sei, bei der niemand die Rechnungen kontrolliert oder kontrollieren kann.

Gilli fordert, dass die Gemeinden bei solchen Entscheiden informiert und angehört werden. Zudem brauche es einen Lastenausgleich zwischen den Gemeinden, eine solidarische Finanzierung. «Es besteht noch Kostenoptimierungspotential»

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