Von Olten bis Schaffhausen zieht sich eine ganze Kette von möglichen Atomendlagern durch die Schweiz. Dazu kommt noch der Wellenberg im Kanton Nidwalden. Welche Auswirkungen hätte so ein Endlager auf die Wirtschaft der Region, auf die Umwelt und die Gesellschaft? Das hat Roman Frick vom Beratungsbüro Infras untersucht. Aber er schränkt sogleich ein: «Wir haben nicht die Wirkungen des Tiefenlagers unten untersucht, sondern die Auswirkungen der Oberflächenanbauten.»
Konkret lautete die Fragestellung: Wie stark kann die lokale Wirtschaft vom Bau dieser Endlagerfabrik an der Oberfläche profitieren? Wie viel Wald muss gerodet werden? Wie viele neue Zufahrtswege braucht es?
Geht man diesen Fragen nach, so zeigt sich etwa, dass ein Atomendlager direkt neben dem heutigen Zwischenlager in Würenlingen (AG) verhältnismässig gut in die Landschaft passen würde. Auch ein anderer Punkt spielt mit hinein: «Für die Verwertung des Aushubmaterials haben wir in Regionen wie Nördlich Lägern, wo rund herum Kiesgruben sind, mehr Möglichkeiten», sagt Frick.
Dennoch betonen die Verantwortlichen, dass diese Studie kaum Einfluss auf die Standortwahl haben wird. Entscheidend sei die geologische Sicherheit im Untergrund.
Der Imageschaden wurde nicht untersucht
Trotzdem stösst die Studie auf grosse Kritik. Die gesellschaftlichen Auswirkungen seien vernachlässigt worden, sagen die Kantone und starten dazu eine eigene Studie. Zentrale Fragen blieben offen, sagen auch die Mitglieder aus den Begleitgruppen in den betroffenen Regionen. Wie wirkt sich ein Atom-Endlager auf das Image einer Region aus? Wer zieht da noch hin? Wie entwickeln sich die Immobilienpreise? Harald Jenny ist Mitglied einer Regionalkonferenz aus dem Zürcher Weinland. Er sagt: «Wir haben unsere Inputs gegeben und unser Feedback eingebracht. Es wurde nicht aufgenommen. Da macht das BFE bei der Mitwirkung einen groben Fehler.»
Das BFE, das Bundesamt für Energie kontert die Kritik. Auswirkungen auf das Image einer Region liessen sich wissenschaftlich kaum voraussagen, sagt Simone Brander vom Bundesamt. Und die Regionalkonferenzen hätten das Recht, in allen Bereichen Zusatzfragen zu stellen. «Wir haben alle entgegengenommen und versuchen, sie zu beantworten. Es sind zum Teil schwierige Fragen. Wir nehmen die Regionen sehr ernst und beantworten sie.»
Die Frage, welche Region die atomaren Abfälle der Schweiz dereinst aufnehmen muss, die bleibt vorerst weiter offen. Anfang nächstes Jahr wird die Nagra die Zahl der möglichen Standorte auf maximal vier einschränken.