Mit Fanfaren hat die die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns) ihre 30. Mitgliederversammlung eröffnet. Doch wo steht der Verein heute?
«Am rechten Ort», sagt eine Frau an der Mitgliederversammlung in Bern. Die Auns kämpfe weiter, gegebenenfalls mit anderen Parteien und nicht nur mit der SVP, so das Auns-Mitglied weiter.
Ein Mann doppelt nach: «Man sollte schon schauen, dass wir die anderen ins gleiche Boot holen.» Ein weiteres Mitglied bedauert den derzeitigen «Anti-SVP-Reflex» in der Schweiz.
Menschen im ganzen Land vereinen
Auch die Auns-Spitze möchte ihre Ziele politisch breiter abstützen. Präsident Lukas Reimann: «Wir versuchen breiter zu sein als die SVP. Wir haben deshalb frisch zwei Jungfreisinnige in den Vorstand gewählt. Wir möchten EU-Gegner im ganzen Land und von allen politischen Richtungen vereinen.»
So wie dies vor dem bisher grössten Erfolg der Auns der Fall war: Vor dem knapp erzielten Nein zum Beitritt der Schweiz zum Europäischen Wirtschaftsraum 1992. Danach war die Auns vor allem eine wichtige Partnerin der SVP.
«Die Geschichten zu wiederholen ist schwierig»
Ob sich die breitere politische Abstützung wiederholen lässt, daran zweifelt Damir Skenderovic. Der Professor für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg hat sich intensiv mit der SVP und der Auns auseinandergesetzt.
«Ich glaube, es wird für die Auns schwierig sein, die Geschichte zu wiederholen. Im Sinn der Hilfeleistung an die verschiedenen Kampagnen SVP.» Heute gebe es andere Gruppierungen und andere Akteure, welche die SVP unterstützten. Dabei denkt Skenderovic etwa an die Medien, die heute weniger kritisch mit der SVP umgingen.
Doch die Auns will sich erneuern und verjüngen. Die Mitglieder in Bern sprechen selbst davon, dass mehr Junge gut täten. «Wenn man in den Saal schaut, sind die meisten älter.»
Schweiz EU-frei halten
Die Auns besinnt sich – zur Erneuerung – auf ihre Wurzeln, blickt nostalgisch zurück auf die EWR-Abstimmung 1992 und zieht direkte Analogien. Präsident Lukas Reimann: «Das EWR-Nein hat verhindert, dass wir der EU beitreten. Das Nein jetzt zum Rahmenabkommen wird wieder verhindern, dass wir Teil der Europäischen Union werden. Für die Auns ist das oberste Ziel, die Schweiz unabhängig und EU-frei halten zu können.» Deshalb brauche es heute die Auns mehr denn je, so Reimann.
Wir versuchen breiter zu sein als die SVP.
Diese Geschichtsschreibung, wir gegen alle, hat 1992 funktioniert – und auch am 9. Februar 2014 bei der Masseneinwanderungs-Initiative.
Daran anzuknüpfen sei schwierig, sagt Professor Damir Skenderovic: «Die Geschichte der Auns steht für eine Geschichte der 1980er- und 1990er-Jahre. Die will man natürlich jetzt wiederbeleben. Nach dem 9. Februar 2014 wird das schwierig sein. Vor allem, wenn die Auns auf die jüngere Generation fokussieren will.»
Denn gerade die Jungen würden sich in anderen Gruppen organisieren – für eine offene Schweiz, wachgerüttelt vom Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative, so Skenderovic.