Jährlich 440 Franken mehr Prämie sollen Versicherte mit der höchsten Franchise zahlen. Für Ärger sorgt dieser Preisschub beim höchsten Arzt der Schweiz, beim FMH-Präsidenten Jürg Schlup: Damit würden ausgerechnet jene Versicherten bestraft, die Arztrechnungen bis 2500 Franken selber zahlten und gar nie erst an ihre Versicherung schickten.
Nun würden wohl viele von ihnen zu einer tieferen Franchise wechseln, sagt Schlup. «Ich rechne damit, dass dadurch mehr Rechnungen eingereicht werden. Rechnungen, die heute aus der eigenen Tasche bezahlt werden.»
«Das könnte kontraproduktiv sein»
Das bedeute höhere Kosten bei den Versicherungen. «Das könnte die Gefahr einer Prämienerhöhung in sich bergen», sagt Schlup. Er äussert seine Meinung als Arzt, nicht als FMH-Präsident. Denn die Ärztevereinigung arbeitet noch an einer Stellungnahme.
Ganz ähnlich klingt es auf der Seite der Patienten-Vertretung, bei Margrit Kessler, der Präsidentin der Stiftung Patientenschutz: «Das könnte kontraproduktiv sein. Die Kosten könnten steigen statt sinken.» Und doch, sagt Kessler, leide derzeit die Solidarität zwischen Kranken und Gesunden.
Mit der Solidarität argumentiert auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Dort rechnet Helga Portmann aber nicht damit, dass nun massenhaft Versicherte von einer hohen zu einer tiefen Franchise wechseln: «Auch mit den neuen Rabatten zahlt man immer noch 1100 Franken weniger, wenn man in der höchsten Franchise ist. Es ist nicht zu erwarten, dass die Leute in die tiefste Franchise wechseln und damit einen Prämienaufschlag von 1100 Franken in Kauf nehmen.»
Wer Recht hat, wird sich ab 2017 zeigen. Dann soll der Entscheid von Gesundheitsminister Berset umgesetzt werden.