Bischof Huonder erinnert Priester und Gläubige an die Gottesdienstregeln und ihre Pflichten. Seine Äusserungen im Hirtenbrief von Donnerstag vergangener Woche hat die Generalvikariate Zürich-Glarus sowie Urschweiz auf den Plan gerufen. Huonder finde kein gutes Wort an der Feier des Gottesdienstes, kritisierten sie in einem Communiqué. Auch Thomas Binotto, Chefredaktor von «Forum», der katholischen Kirchenzeitung im Kanton Zürich geht mit Bischof Huonder scharf ins Gericht.
SF Online: Kann man Bischof Huonder als Fundamentalisten bezeichnen?
Thomas Binotto: Ich würde ihn eher als selektiven Traditionalisten bezeichnen. Er benimmt sich wie ein Filialleiter, der nur wiederholt, was Rom vorschreibt. Wenn man genauer hinschaut, ist seine Haltung aber gar nicht so romtreu, wie er vorgibt. Er pickt sich das heraus, was ihm ins Konzept passt.
Darüber hinaus zeigt er aber auch fundamentalistische Züge, wenn er beispielsweise fordert, dass die katholische Kirche in Graubünden ihre Unterstützung für eine Schwangerschaftsberatungsstelle zurückziehen soll, weil diese Beratungsstelle auch den Beratungsnachweis ausstellt, den man für einen Schwangerschaftsabbruch benötigt. Damit würde man aber de facto in Kauf nehmen, dass die Chance, Abtreibungen zu verhindern, gar nicht mehr wahrgenommen wird. Der Beratungsnachweis ist nämlich keineswegs eine Aufforderung zur Abtreibung, sondern – sofern die Beratungsstelle im Sinne des katholischen Christentums berät – das Zeichen dafür, dass man sich intensiv bemüht hat, eine Abtreibung zu verhindern.