Es gibt ihn und sie nicht – den typischen Muslim, die typische Muslimin. Das stellt der Bundesrat in seinem Bericht fest. Die muslimische Gemeinschaft in der Schweiz sei nämlich keine homogene Gruppe. Sie bestehe vielmehr aus verschiedenen Gemeinschaften, die untereinander kaum vernetzt seien.
Religion nicht wichtigstes Merkmal
Konkret: Der Muslim aus dem Kosovo hat mit der Muslima aus dem Sudan wenig bis gar nichts zu tun. Denn die Religionszugehörigkeit bildet bei den 350'000 bis 400'000 Musliminnen und Muslimen in der Schweiz nicht das wichtigste Merkmal ihrer Identität. Vor allem Muslime aus dem Westbalkan lebten den Islam eher im Sinne eines Brauchtums, heisst es im Bericht.
Sprache und Ausbildung
So erstaunt es kaum: Gibt es Probleme bei der Integration, dann nicht eigentlich wegen der Religion. Sibylle Siegwart vom Bundesamt für Migration: «Bei Muslimen mit Migrationshintergrund stehen zum Beispiel bei der Arbeitssuche vor allem sprachliche Hindernisse im Weg, oder der Betroffene hat keine entsprechende Ausbildung.»
Die gängigen Intergrationsangebote reichten darum, um die Einbindung der muslimischen Einwanderer zu garantieren. Spezifische Massnahmen seien nicht nötig, so der Bundesrat.
Tatsächlich? Alles kein Problem? Fragt da wohl manch einer kritisch. Und denkt an die Islamisten, die auch hier in der Schweiz ihr intolerantes Gedankengut verbreiten. Dazu heisst es im Bericht, dass in der Schweiz nur eine vergleichsweise kleine Anzahl Islamisten oder Salafisten lebten.
Muslime wehren sich gegen Extremisten
Hassprediger, gebe es zwar, so auch Sibylle Siegwart vom Bundesamt für Migration, und in rund einem Dutzend Moscheen der Schweiz werde eine extremistische Auslegung des Islams gelehrt. Allerdings: «Die grosse Mehrheit der Muslime wehrt sich und klagt darüber. Auch im Rahmen des Muslim-Dialogs, der stattgefunden hat zwischen Bund, Kantonen und Vertretern der muslimischen Gesellschaften, haben sie sich klar davon differenziert.»
Auch die Befürchtung, dass die Sharia – das islamische Recht– immer mehr Bedeutung gewinne unter Muslimen in der Schweiz, sei unbegründet: «Die Propaganda von gewissen Islamisten stossen nicht auf fruchtbaren Boden in der Schweiz. Und das weil 90 Prozent der in der Schweiz lebendenden Muslime aus Staaten kommen, die eine ähnliche Rechtsordnung aufweisen.» Die meisten Muslime in der Schweiz kommen aus dem Westbalkan oder der Türkei.
Deshalb stelle sich die Frage nach der Vereinbarkeit von islamischem und schweizerischem Recht gar nicht. Der islamistische Extremismus sei in der Schweiz nicht in der Lage, den Rechtsstaat und die Demokratie in den Grundfesten zu gefährden – schreibt der Bundesrat in seinem Bericht.
(basn; schl)