SRF News: Ist die Schweizer Bischofskonferenz nun für oder gegen ein Burkaverbot?
Michael Meier: Das kann man so nicht sagen, ob sie für oder gegen ein Burkaverbot sind. Für mich ist das eine Wischiwaschi-Aussage. Im Prinzip ist sicher eine Fraktion für ein Burkaverbot und eine dagegen. Bedauerlich finde ich, dass sich die Bischofskonferenz nicht klarer äussert.
Warum kann sich die Bischofskonferenz nicht offenlegen, wer dafür und wer dagegen ist?
Die Bischofskonferenz hält sich wie viele christliche Menschen an die politische Korrektheit. Vorbild ist der Papst mit seiner Appeasement-Politik gegenüber dem Islam. Ich glaube aber, das ist der falsche Weg. Es wäre jetzt wichtig – wenn man sich schon immer auf christliche, abendländische Werte beruft – zu sagen, was diese Werte sind und was die Werte sind, die das Tragen der Burka wenn nicht verbieten, so doch verunmöglichen.
Vorbild ist der Papst mit seiner Appeasement-Politik gegenüber dem Islam
Ist es ein Zeichen der Ratlosigkeit oder der Zerrissenheit?
Vielleicht beides. Vielleicht ist es auch ein Zeichen des fehlenden Mutes. Ich finde bei dieser Frage, mehr noch als bei der Minarettfrage, müsste die katholische Kirchen Farbe bekennen.
An der Tagung der Bischöfe war auch Gottfried Locher zu Gast, der oberste Protestant der Schweiz, der sich klar für ein Burkaverbot ausgesprochen hat. Gleichzeitig hat der Generalsekretär der Bischofskonferenz eine Stellungnahme zum Thema angekündigt. Wurden die Bischöfe in die Ecke gedrängt?
Ja, offenbar ist der Druck zu gross, vor allem auch der innerkirchliche Druck. Es waren auch der Frauenbund und andere christliche Verbände, die gesagt haben, es gehe nicht an, ein Burkaverbot durchzusetzen. Ich finde es sehr gut, dass Herr Locher hier vorgeprescht ist und wirklich auch Argumente geliefert hat.
Was soll ein Katholik tun, wenn er auf die Parolen der Bischofskonferenz achten will?
Ich wüsste nicht, was ich daraus schliessen sollte. Die Bischöfe haben die Frage so offen gelassen, dass man keinen Schluss daraus ziehen kann. Ich fände es gut, wenn man die Bischöfe drängen würde, mehr Argumente auf den Tisch zu legen und diese Stellungnahme, die man versprochen hat, eben doch abzugeben. Es bringt doch nichts, wenn man sich von der öffentlichen Meinung die Rede verbieten lässt.
Das Gespräch führte David Vogel.