Warum engagieren Sie sich als Präsident einer bürgerlichen Partei derart stark für den automatischen Informationsaustausch?
Martin Landolt: Die Entwicklungen im Ausland weisen darauf hin: Wir müssen uns sehr bald damit auseinandersetzen. Wir sollten das jetzt thematisieren und uns auf diese Frage vorbereiten. Sonst werden wir später einmal mehr auf dem falschen Fuss erwischt.
Wieso sollen Banken auch von Kunden, die in der Schweiz wohnen, direkt Informationen weitergeben?
Es wäre eine Forderung der Kantone, mindestens die gleichen Informationen zu erhalten, die wir auch dem Ausland gewähren. Wenn wir in der Schweiz von einer Weissgeldstrategie sprechen, muss sie im In- und Ausland gelten. Sonst ist sie nicht glaubwürdig. Der Datenaustausch muss nicht immer ein Gespenst sein. Auch im Inland könnte man damit leben, und das Bankgeheimnis wäre damit nicht tot.
Die ehrlichen Steuerzahler würden sich durch einen Datenaustausch nicht eingeschränkt fühlen.
Es gäbe aber sachliche Gründe, in- und ausländischen Kontoinhaber verschieden zu behandeln.
Aus meiner Sicht nicht. Wenn wir von einem steuerlich konformen Finanzplatz reden – und das ist die offizielle Bezeichnung der Weissgeldstrategie–, dann gehen wir davon aus, dass wir in der Schweiz grundsätzlich ehrliche Steuerzahler haben. Für die unehrlichen machen wir keine Politik. Die ehrlichen Steuerzahler würden sich durch einen Datenaustausch nicht eingeschränkt fühlen.
Wollen Sie mit ihrem Inlandbeispiel das Terrain ebenen?
Genau. Wir wollen aufzeigen, wie ein Datenaustausch funktionieren könnte. Er ist ja noch nicht abschliessend definiert. Daher wäre es sinnvoll, ihn aktiv mitzugestalten. Dann haben wir am Ende eine pragmatische Lösung. Es ist fatalistisch, wenn wir nichts tun und nur sagen, dass wir den Standard der OECD übernehmen. Dann bekommen wir eventuell eine Form des automatischen Datenaustauschs, die uns absolut nicht gefällt.