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Schweiz Den illegalen Pillenströmen auf der Spur

Anabolika, Erektionsförderer oder Diätpillen: Millionen von Medikamenten finden jedes Jahr illegale Wege zu ihren Konsumenten. Um diese Wege aufzudecken, führen Interpol und die nationalen Zollbehörden jedes Jahr eine Woche lang besondere Kontrollen durch – die Operation heisst «Pangea».

Ein Dutzend Personen stehen in der grossen Halle des Kurierdiensts FedEx am Flughafen Basel herum. Unter ihnen ist Ruth Mosimann. Sie ist bei Swissmedic zuständig für illegale Arzneimittel. Sie macht ein Paket nach dem anderen auf.

Rund 500 Pakete öffnen die Mitarbeitenden von Zoll, Anti-Doping Schweiz und der Heilmittelkontrolle Swissmedic an jenem Morgen. Während der ganzen Woche sind es dann mehr als 2000 Pakete; bei Kurierdiensten wie DHL, Fedex sowie der Post.

Das Bild sei auch dieses Jahr dasselbe, erklärt Mosimann: «Lifestyle-Medikamente sind die Spitzenreiter bei den illegalen Importen. Das sind zum Beispiel Potenz- und Schlankheitsmittel und Mittel gegen Haarausfall.» Dabei machen die Erektionsförderer mit 38 Prozent mit Abstand den grössten Anteil aus.

Einfuhr von Monatsbedarf ist erlaubt

Solche Lifestyle-Medikamente zu importieren ist in der Schweiz nicht grundsätzlich verboten. Selbst wenn die Medikamente in der Schweiz nicht zugelassen sind, ist der Import eines Monatsbedarfs erlaubt. Bei Potenzmitteln ist das meist eine Packung von 30 Tabletten – eine für jeden Tag. Was aber unter allen Umständen verboten ist, ist alles was unter Betäubungs- oder Dopingmittel fällt, wie etwa Schlaftabletten oder Anabolika.

Audio
Kampf gegen illegale Medikamenten-Importe
aus Rendez-vous vom 09.06.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 59 Sekunden.

Doch selbst wenn der Import von gefälschtem Viagra oder Schlankheitspillen in kleinen Mengen legal ist: Ungefährlich sei das nicht, betont Mosimann. «Die Medikamente, die übers Internet bestellt und aus dem Ausland in die Schweiz importiert werden, haben eine ganz unterschiedliche Qualität. Die Hälfte enthält keine oder falsche Wirkstoffe, ist über- oder unterdosiert.»

Das ist für die Gesundheit sehr schädlich. Den Pillenherstellern ist die Gesundheit ihrer Kunden aber egal. Jedes Jahr würden zig Milliarden Franken mit illegalen Medikamenten umgesetzt, so Mosimann. Genauere Zahlen hat sie nicht. Die meisten dieser Pillen, Pülverchen und Wässerchen kommen aus Indien.

Und die Profiteure dieses Geschäfts seien äusserst gut vernetzt, weiss Mosimann: «Es sind meistens kriminelle Organisationen, die dahinter stehen. Die betreiben Webseiten in Ländern, in denen man sie nicht gut löschen kann.»

Aus Asien via England in die Schweiz

Produziert in Asien, werden die Päckchen aus England verschickt. Manchmal werden sie im Transit gefunden. Wie vor drei Jahren, als die Zollbehörde eine Million gefälschte Tabletten am Flughafen Zürich fand. Es handelte sich um gefälschtes Xanax, ein Beruhigungsmittel, das von China aus auf dem Weg nach Ägypten war.

Das Geschäft mit illegalen und gefälschten Medikamenten weltweit boomt: Die Importe in die Schweiz aber sind rückläufig. Die Behörden führen das auf ihre Aufklärungsarbeit zurück. Die Behörden beschlagnahmen während der «Operation Pangea» 82 Päckchen. Das sind weniger als fünf Prozent der kontrollierten Sendungen.

Am Flughafen Basel sind die Behörden bereits wieder weg. Zurück bleiben hunderte geöffnete Pakete. Das Wiederzukleben und Versandbereitmachen von den rund 95 Prozent einwandfreien Sendungen – das ist nun nicht mehr Behördenangelegenheit.

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