Donnerschlag im Tessin Anfang Juni. Der Büroleiter der Bundesanwaltschaft in Lugano wird freigestellt – per sofort. Verantwortlich dafür: Bundesanwalt Michael Lauber. Schon Wochen zuvor schlägt er 5 der 31 Staatsanwälte des Bundes nicht zur Wiederwahl vor.
Es ist nur Laubers jüngste Aktion in einer langen Reihe von Massnahmen. Seit ihn die Vereinigte Bundesversammlung vor vier Jahren zum Bundesanwalt gewählt hatte, hat der Berner den Stall auf- und ausgeräumt. Zuvor war die Bundesanwaltschaft jahrelang nicht zur Ruhe gekommen.
Spektakuläre Fälle
Fast täglich kommuniziert Lauber zudem via seinen quirligen Medienchef: Sei es zu den Ermittlungen bei der Fifa, zur Abhöraktion in Genf oder zum Fall Markwalder. Der neue Bundesanwalt richtet seinen Fokus gerne auf spektakuläre Fälle.
Welche Bilanz aber ziehen Laubers Berufskollegen über seine Amtszeit? Der ehemalige Tessiner Staatsanwalt Paolo Bernasconi lobt explizit Laubers Arbeit und seine Manager-Qualitäten. Die Absetzungen in Lugano gehen ihm aber zu weit: Es gehe nicht an, dass eine einzige Person über die Wahl und Absetzung eines Büroleiters entscheide. Vielmehr müsse ein solcher Schritt von einer «unabhängigen Behörde» ausgehen.
«Auf halbem Weg»
Daniel Vischer, Grünen-Nationalrat und Mitglied der Gerichtskommission, stört sich nicht an den Kompetenzen des Bundesanwalts. Doch müsse Lauber nun beweisen, dass die neue Strategie sich auch in Verfahren niederschlage, die am Bundesstrafgericht Erfolg haben werden. «Er ist erst auf halbem Weg diesbezüglich», sagt Vischer. «Aber ich vermute, dass das kommen wird.»
Der 49-jährige Lauber kann auf eine steile Karriere zurückblicken: In den 90er Jahren schafft der Berner die erste Zelle gegen organisierte Kriminalität beim Bund. Ab 2001 half er Liechtenstein, das Image der Fluchtburg für Schwarzgelder abzustreifen. 2011 wurde er schliesslich zum Bundesanwalt gewählt. Am Mittwoch steht seine – wohl ungefährdete – Wiederwahl an.
(srf/ala;herm)