Heute suchen zahlreiche Betriebe händeringend nach Fachkräften. Wollen sie solche rekrutieren, müssen sie attraktive Arbeitszeitmodelle bieten. Aber nicht alle Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Je nach Branche oder Arbeitsprofil lassen sich reduzierte Pensen nur schwer einführen.
«Arbeitet jemand eng mit einem Kundenkreis zusammen, dann fordert dieser auch eine gewisse Präsenz ein», weiss Daniella Lützelschwab vom Schweizerischen Arbeitgeberverband. Bei Kaderstellen gelte: Ganz Chef sein oder gar nicht.
«Auch Kader könnten kürzer treten»
Das Projekt «Teilzeitmann» berät und unterstützt Männer, welche ihre Vollzeitstelle gern gegen ein verringertes Pensum eintauschen würden. Ein Grossteil des starken Geschlechts scheue davor noch zurück, denn «Teilzeit ist immer noch ein Karriere-Killer», bedauert Jürg Wyler. Er ist einer der Verantwortlichen für das Projekt. Widerstand von Seiten der Arbeitgeber, Teilzeitstellen anzubieten, beobachte er vor allem bei Leitungsstellen.
Teilzeit sei kein Karriere-Förderer, bestätigt auch Ivo Zimmermann. Der Kommunikationsleiter von Swissmem, dem Verband für Schweizer Maschinen- Elektro- und Metallindustrie, ist aber überzeugt, dass «auch ein Kader zwischenzeitlich mit reduziertem Pensum arbeiten kann, ohne seine Karriere zu beeinträchtigen».
Teilzeit als Chance
Für Zimmermann ist klar, dass auch der Industriesektor Teilzeitstellen bieten müsse. Teilzeitlich arbeitende Väter würden es zudem ihren Partnerinnen vereinfachen, ebenfalls berufstätig zu sein. Arbeiteten dann beide beispielsweise 70 Prozent, so ergebe das ein Arbeitsvolumen von 140 Prozent – statt nur 100 Prozent. So gesehen, könne Teilzeit-Arbeit den Fachkräftemangel entschärfen.