In den Teppichetagen der Bundesbetriebe und der Privatwirtschaft sind Frauen nach wie vor eine Rarität. Wenn die Wirtschaft den Frauenanteil in Führungspositionen nicht freiwillig erhöht, muss man sie mit einer Frauenquote dazu zwingen, sagen die Befürworter. Durch eine Quote wird die wirtschaftliche Freiheit eingeschränkt und sie erweist den Frauen keinen Dienst, argumentieren die Gegner.
Björn Johansson äusserte sich zu Beginn der Debatte gegen eine Frauenquote in Verwaltungsräten. «Ich bin aber auch der Meinung, dass es diversen Verwaltungsräten gut tun würde, wenn es eine Frau im Gremium hätte» sagte der Headhunter. Mit dieser Aussage setzte er einen Steilpass für Unternehmensberaterin Sonja A. Buholzer. Die Idee des Bundesrates sei gut und das richtige Zeichen. Es sei gut, dass die Privatwirtschaft zu einem gewissen Mass gezwungen wird. Zudem sei es ökonomisch und demografisch sinnvoll.
Über Quoten dürfte man eigentlich gar nicht sprechen
Auch Nationalrätin Yvonne Feri (SP/AG) begrüsst das Zeichen des Bundesrates. Es könne jedoch nicht das Endziel sein. Zudem seien die sieben Jahre eine sehr lange Übergangszeit. «Gut ausgebildete Frauen sind jetzt bereit. Ihnen muss man eine Chance geben», forderte Feri weiter.
Die SP-Nationalrätin sprach einen weiteren Aspekt an: Zurzeit spreche man immer wieder von einer Frauenquote und davon, wie viele Frauen man in die Verwaltungsräte gewählt habe. Das sei ja recht und gut. «Ich will erreichen, dass man nicht mehr über Quoten reden muss. Dies muss selbstverständlich werden.»
Katharina Prelicz-Huber stiess ins gleiche Horn und forderte gleichzeitig Sanktionen für diejenigen Verwaltungsräte, welche die Quote nicht erreichen konnten. «Dies verpflichtet die Unternehmen einerseits Frauen zu suchen. Anderseits müssen die Verwaltungsräte auch fördern.»
Debatte über Jobprofile gefordert
Headhunter Johansson erklärte: Suche man eine Person für einen Verwaltungsrat, sei die Situation eine andere. Entscheiden sei das Profil, um den Verwaltungsrat optimal zu besetzen. Hier sei der Mix – jung-alt, Mann-Frau – wichtig.
Die Stellenprofile seien häufig schlecht formuliert, entgegnete ihm Unternehmensberaterin Buholzer. Sie beschrieben alte Strukturen. Man sei sich gewöhnt was ein CEO liefern oder wie ein Geschäftsleitungsmitglied sein soll. Die Jobprofile müssten diskutiert werden und es müsse Aufklärungsarbeit geleistet werden. «Wir bleiben in diesen männlichen Strukturen immer ein Fremdkörper. Aber das ist nichts Schlechtes», sagte Buholzer.
Staatliche Eingriffe sind der falsche Weg
Ständerätin Karin Keller-Sutter (FDP/SG) sagte, sie könne mit dem Entscheid des Bundesrates leben. «Glücklich bin aber nicht.» Zudem habe sie die alten Muster, wie sie von Buholzer beschrieben wurden, nicht erlebt. «Man will eher Frauen, die sich kritisch einbringen und Führungserfahrung mitbringen.» Sie sehe den Handlungsbedarf. Keller-Sutter betonte aber, dass es auch Fortschritte gegeben habe.
Die FDP-Politikerin erklärte, dass sie gegen gesetzliche Quoten in der Privatwirtschaft sei. «In einem Betrieb soll ein Unternehmen selber entscheiden können, wen er anstellen will oder nicht», betonte Keller-Sutter. Staatlichen Eingriffe seien der falsche Weg und eine Disqualifikation für sehr viele Frauen, die in hohen Positionen seien.
Quotenfrauen gibt es mit oder ohne Quote
Damit eröffnete Keller-Sutter die Debatte um den Begriff Quotenfrau. «Ich hätte nichts dagegen, eine Quotenfrau zu sein», betonte Buholzer. Nicht alle Frauen, die ein Studium gemacht hätten, könnten den Sprung von unten nach oben machen.
Hier brachte ETH-Physik-Professorin Ursula Keller einen Aspekt: «Jede Frau, die in typischen Männerberufen arbeitet, wird eine Quotenfrau sein. Ob es eine Quote gibt oder nicht. Damit kann man die Diskussion abschliessen.»