Anfang Februar ist die Drohne «Gimball» des Lausanner Start-ups «Flyability» mit einem Preisgeld von einer Million Dollar ausgezeichnet worden. Im Wettbwerb «Drones for good» der Vereinigten Arabischen Emirate hat sie deshalb zu überzeugen vermocht, weil sie, gegen Absturz gefeit, bei Rettungsmissionen zum Einsatz kommen kann.
Dass Drohnen jenseits ihrer militärischen Verwendung aber nicht nur soziale Aufgaben wahrnehmen, erklärt Pascal Wildhaber, Mitarbeiter bei der Drohnen-Vertriebs- und Reparaturfirma «Flyinghigh». Die hoch technologisierten Flieger – die im Fachjargon auch Multikopter genannt werden – würden auch industrielle «Inspektionen» bewerkstelligen.
Relativ wenige Einschränkungen
Wildhaber zufolge sei die Nachfrage nach Flugdrohnen vor allem bei Profi-Fotografen und Polizisten hoch, aber auch bei Isolationstechnikern und Ingenieuren. Die Multikopter lassen sich nämlich mit hoch auflösenden und multi-funktionalen Kameras ausstatten.
Dass die Verwendungsmöglichkeiten der Multikopter dementsprechend vielseitig sind, hängt auch mit der Schweizer Politik im Bereich der Luftfahrzeuge zusammen. Einschränkungen für eine gewerbsmässige Nutzung von Multikoptern gibt es hier, im internationalen Vergleich, verhältnismässig wenige.
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) stellt unter anderem die Auflage, dass die Drohnen ein Gewicht von 30 Kilogramm nicht überschreiten dürfen. Weiter verlangt es, dass die Geräte bei ihrem Flug in direktem Sichtkontakt mit dem Piloten bleiben und dass sie sich von Menschenmengen und Flughäfen fernhalten.
Photogrammetrie in Kieswerken
Im Bereich der sogenannten Photogrammetrie – Messungen mithilfe von Fotografien – profitiert das Ingenieurbüro Kreis AG im sanktgallischen Sargans vom technologischen Vermögen der Drohnen. Mit dem firmeneigenen Multikopter lassen sich Gelände vermessen. Laut Mitarbeiter Michael Rutz erhält die Firma dann via komplexe Bild-Berechnungs- und Auswertungsverfahren «Volumenangaben von Kieswerken und Deponien».
Mit Bildern, die der Multikopter schiesst, kann ferner bereits in der technischen Planungsphase von Strassen- oder Liftbau-Projekten – der sogenannten «Projektierung» – gearbeitet werden.
Inspizieren von Stromleitungen
Über eine zweite Verwendungsmöglichkeit der Multikopter informiert Martin Weibel, Projektleiter im Energieunternehmen Alpiq EnerTrans. Seit Mai 2014 setzt der Konzern eine Flugdrohne zur Inspektion von Hochspannungsleitungen ein.
Dies deshalb, weil ihnen der Einsatz des Multikopters nicht nur die riskante Kletterei auf einen Masten erspart; sondern weil sie der Einsatz der Drohne auch von der zeitweiligen Abschaltung des Stromes befreit. Laut Weibel ist der Multikopter also zeitgleich um «Geschwindigkeit, Sicherheit und Effizienz» besorgt.
«Kartographische Mikroparzellierung» für präzisen Weinanbau
Zumindest im Rahmen eines Pilotprojektes wird auch im Weinbau ein Multikopter eingesetzt. So berichtet Chef-Winzer Pierre-Olivier Dion-Labrie, dass sein Team im Weinberg des Château de Châtagneréaz eine Drohne verwendet hätte.
Namentlich im vergangenen Jahr seien sie bestrebt gewesen, mittels Luftaufnahmen aus der Drohne heraus die Böden des Weinguts zu karthographieren. Das Ziel: aus der kleinräumigen Untersuchung «verschiedene Bodentypen» abzuleiten. Nun, da die einzelnen Bodenparzellen präzise auf ihre Beschaffenheit hin geprüft sind, können die Reben ganz nach ihren vegetativen Bedürfnissen angepflanzt und bewirtschaftet werden.
Wenige Nachteile
Nachteile von Drohnen wissen die Multikopter-Anwender nur wenige zu berichten. So weist Martin Weibel von Alpiq EnerTrans auf die «noch relativ kurzen Flugzeiten hin», die durch die Akku-Laufzeit vorgeben sind. Und Pierre-Olivier Dion-Labrie erklärt, dass in der «von der Bise gefegten» Waadt-Region ein Flug nicht immer möglich sei.
Die Vor- und Nachteile scheinen sich in der Umfrage allerdings die Waage zu halten, wenn die befragten Unternehmen alle herausstreichen, wie einfach, schnell und kostengünstig eine Drohne zu handhaben sei.
Mögliche Bedenken, dass die Multikopter die Arbeit von Menschen überflüssig machen könnten, will Weibel übrigens nicht gelten lassen. «Die Drohne ist kein Ersatz für den Menschen», erklärt er, «sondern eine Ergänzung.» Es müsse ja immer auch jemand die Software bedienen.