Es ist ein dunkles Kapitel in der Schweizer Sozialpolitik: Bis in die 1980er-Jahre wurden Tausende von Menschen weggesperrt, ausgenützt und misshandelt - zum Beispiel die sogenannten Verdingkinder, minderjährige Mütter oder Jugendliche, die als lasterhaft galten. Für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen gibt es seit Anfang April spezielle Anlaufstellen. Diese Anlaufstellen sind das erste Resultat der Arbeit des neuen Delegierten des Bundes, des ehemaligen Urner CVP-Ständerats Hansruedi Stadler.
«Ich nehme mich aller Fragen an, die sich den Opfern stellen», beschreibt Stadler seine Tätigkeit. Es geht dabei um die historische, juristische und gesellschaftspolitische Aufarbeitung. Priorität habe zurzeit die Einrichtung von Anlaufstellen im ganzen Land, sagt Stadler.
Von Resignation bis Zorn
Der direkte Kontakt mit den Opfern ist für den Delegierten des Bundes sehr wichtig. «Von Resignation, Enttäuschung bis zum Zorn erlebe ich alle emotionalen Reaktionen», sagt er. Für die einen sei die moralische Wiedergutmachung und die historische und juristische Aufarbeitung des Erlebten wichtig, für andere stelle sich auch die Frage nach einer finanziellen Unterstützung.
Kein Punkt dürfen ausgeklammert werden, ist Stadler überzeugt. Heute habe die Gesellschaft die Chance, alle Fragen gemeinsam anzugehen und gute Lösungen zu finden. So könne zumindest ein Beitrag für die Wiedergutmachung einer alten Schuld geleistet werden.