Die ganze Schweiz fragt sich seit dem 26. August: Wer hat den gefeierten Weltraumunternehmer Pascal Jaussi in seinem Auto entführt, mit brennbarer Flüssigkeit übergossen und angezündet? In einem Interview mit der «Rundschau» äussert sich nun erstmals der Star-Astronaut Claude Nicollier zu einem möglichen Tatmotiv. Er ist ein langjähriger Freund und technischer Berater von Jaussis Weltraumfirma Swiss Space Systems, S3.
Nicollier: «Problem sind grosse Geldschulden»
Nicollier ist überzeugt, die Justiz werde das Tatmotiv klären. Es gehe wohl um grosse Geldsummen. So sei beispielsweise die Bezahlung für den Airbus 340 von S3 noch nicht gesichert: «Ich sehe weniger ein Problem bei der Konkurrenz als bei grossen geschuldeten Summen Geld.»
Der «Rundschau» liegt die aktuelle Betreibungsliste der Swiss Space Systems von Anfang September vor. Daraus geht hervor, dass gegen Pascal Jaussis Firma Betreibungen über 6,6 Millionen Franken laufen. Betroffen von den Zahlungsausständen sind sowohl grosse Rüstungsunternehmen als auch einfache ehemalige Angestellte von S3.
Pensionskasse und AHV nicht bezahlt
Weltraumpionier Jaussi hat seinen Angestellten monatelang keinen Lohn bezahlt. Auch die AHV-Gelder bezahlte der Unternehmer für seine Angestellten nicht ein: Die AHV-Kasse des Kantons Waadt betreibt Jaussis S3 auf über 415‘000 Franken.
Ebenfalls nicht bezahlt: die Pensionskassenbeiträge für seine Angestellten. Insgesamt sind hierfür 262'000 Franken an Betreibungen hängig. Pascal Jaussis S3 hat laut einem Interview in der Zeitung «24heures» von der Konkursrichterin einen Aufschub von sechs Monaten bis März 2017 erhalten.
Nicollier: «S3-Flüge für Januar 2017 sind absolut unmöglich»
Zurzeit verkauft S3 bereits Flugtickets für Flüge der Schwerelosigkeit – sie kosten laut RTS zwischen 2950 und 120‘000 Franken. Weltraumunternehmer Jaussi verspricht erste Flüge ab Payerne (VD) für Januar 2017.
Selbst Claude Nicollier hält dies für völlig unrealistisch: «Es ist absolut unmöglich, Flüge bereits im Januar 2017 durchzuführen. Es braucht dazu eine behördliche Bewilligung und das geht Monate, wenn nicht Jahre.»
Jaussi: «Schulden werden zurückbezahlt»
S3 und Pascal Jaussi liessen die Fragen der «Rundschau» unbeantwortet. In einem Interview mit «24 heures» sagt Jaussi: «Das sind klassische Schulden für ein Startup. Wir werden die Ausstände bis nächsten Frühling bezahlt haben.» Man kämpfe dafür, möglichst schnell die Flüge starten zu können.