SRF: Können Sie bestätigen, dass die Kunstsammlung an das Kunstmuseum Bern geht?
Christoph Schäublin: Ich kann bestätigten, dass die Sammlung Gurlitt testamentarisch dem Kunstmuseum Bern vermacht worden ist. Wir wurden zunächst durch den Anwalt von Gurlitt informiert, dass wir die Begünstigten seien. Wir haben dann doch gewisse Sicherheiten haben wollen. Darauf wurde uns die Kopie des Testaments zugestellt.
Wie haben Sie reagiert?
Mit ungläubigen Staunen. Ich hätte nicht im Traum und nicht im Wachzustand daran gedacht, dass dies mir oder dem Kunstmuseum Bern widerfahren würde. Dies umso mehr, als zwischen dem Kunstmuseum Bern und Herrn Gurlitt keinerlei Beziehungen bestanden.
Weshalb kommt Gurlitt auf die Idee, das Museum Bern zu beschenken?
Ich spekuliere mit – so wie seit gestern in den Medien spekuliert wird. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Herr Gurlitt, so wird es kolportiert, seinen Nachlass nicht in Deutschland lassen wollte. Da hat er sich offenbar im benachbarten Ausland kundig gemacht. Ich würde mal sagen, das Kunstmuseum Bern geniesst über die Grenzen hinaus einen exzellenten Ruf. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Umstand eine Rolle spielte, dass wir eine privatrechtliche Stiftung sind. So steht es auch explizit im Testament.
Sie tönen freudig und auch demütig.
Wenn Sie sagen, ich töne nicht nur erfreut, sondern auch demütig, dann deshalb, weil ich mir bewusst bin, dass dieser Nachlass uns eine grosse Verantwortung überbürdet. Ich bin überzeugt, dass wir eine ganze Fülle von Fragen beantworten müssen. Fragen rechtlicher und ethischer Natur.
Es heisst, dass sich in der Sammlung Raubgut der Nazis befindet. Was heisst das für ihre Verantwortung?
Dass wir den Willen des Herrn Gurlitt, also seine Bestrebungen fortsetzen werden – auch müssen. Denn die von ihm eingegangen Verpflichtungen würden nach Annahme der Schenkung auf uns übergehen und Herr Gurlitt hat ja bereits einen Prozess eingeleitet, in dem lückenlos die Herkunftsfragen gestellt werden, wo Zweifel bestehen.
Was tun sie, damit das Museum deswegen nicht in Teufels Küche gerät?
Da kann ich nur insofern vorsorgen, indem ich mich mit keinerlei Äusserungen aufs Glatteis begebe. Ich kann im Grunde genommen auf all die Fragen gar nichts sagen. Wir hatten noch keinen Kontakt zu den deutschen Behörden. Wir wissen nicht, was an Verbindlichkeiten auf uns zukommen wird. Wir können uns erst zu konkreten Fragen äussern, wenn wir den Durchblick haben und das wird eine Weile dauern.