Der Zufall wollte es, dass sich am Montag die EFTA-Minister in Bern trafen, wenige Tage nach Brexit. Dabei zeigte sich: Es gibt ihn, den Traum von einer starken neuen EFTA (European Free Trade Association) mit Grossbritannien.
Liechtensteins Aussenministerin Aurelia Frick träumt den Traum: «Mit Grossbritannien an Bord könnte die EFTA eine Renaissance erleben. Ich habe dieses sehr verlockende Bild vor meinem inneren Auge», sagt sie. Die vier EFTA-Staaten würden nach ihren Worten mit einem grossen, sehr starken und sehr interessanten Partner ergänzt und grösser und attraktiver gemacht. Allerdings sei es einfach noch zu früh, weil die Konditionen nicht bekannt seien.
Auch die isländische Aussenministerin Lilja Alfreds-Dottir bremst: Noch sei nicht klar, was die Briten überhaupt wollten. Die EFTA aber stehe bereit.
Bei der EFTA stehen die Türen also offen. Die EFTA ist ein reiner Handelsverbund mit Freihandelsabkommen mit über zwei Dutzend Dutzend Staaten. Mit Grossbritannien könnte das Verhandlungsgewicht wachsen – gegenüber der Welt und gegenüber der EU.
EFTA will runter vom Gaspedal
Es sei zu früh für Spekulationen, erklärt auch Norwegens Handelsministerin Monica Maeland: Die EFTA müsse aktiv sein, die Entwicklung eng verfolgen. Es sei aber keine Option, die Briten schon heute einzuladen: «Zuerst müssen wir herausfinden, wie die Lage ist und was die Parteien vorhaben.»
Fuss weg vom Gaspedal ist also die Devise der EFTA-Staaten. Auch Bundespräsident Schneider-Ammann hatte in Samstagsrundschau von Radio SRF betont: «Ich möchte zuerst einmal von England hören, wie sie die Schlagkraft der EFTA beurteilen und ob ihnen das was nützen würde. Ganz so schnell geht nichts.»
Und der EWR?
Kommt hinzu, dass selbst die kleine EFTA nicht mit einer Stimme spricht: Norwegen, Island und Liechtenstein bilden zusätzlich den EWR, und dieser ist wiederum eng an die EU angebunden. Als Option im Raum steht also nicht nur ein Revival der EFTA, sondern auch eine Renaissance des deutlich politischeren EWR – samt Grossbritannien.
Die liechtensteinische Aussenministerin Frick schliesst das nicht aus: Frühere Signale aus London seien aber widersprüchlich: «Ob das Thema EWR aufkommt, wissen wir nicht. Die britische Regierung hat das immer wieder einmal attraktiv empfunden und dann wieder verworfen. Im heutigen Zeitpunkt müssen wir wirklich abwarten.»
Für Grossbritannien wäre ein EWR-Beitritt brisant. Denn den EWR gäbe es nur mit dem freien Personenverkehr mit der Europäischen Union. Und genau dieser freie Personenverkehr war für viele Briten ein Argument für den Brexit.
Eine neue EFTA, ein neuer EWR: Am Tag 4 nach dem Brexit spielt noch niemand mit offenen Karten.