Neubauten sind kein Problem. Sind sie einmal gebaut, brauchen sie mit heutiger Technik und Isolierung kaum mehr Energie. Das Problem sind die Altbauten. Sie bilden mit 80 Prozent den grössten Teil der Häuser in der Schweiz.
Steigt die alte Ölheizung in einem Haus aus, so sollen dort neu zehn Prozent erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. So wollen es die Mustervorschriften im Gebäudebereich, welche die kantonalen Energiedirektoren am Freitagnachmittag fertig überarbeiten und verabschieden.
Hauseigentümerverband gegen Zwang
Basel Stadt und Basel Land praktizieren diese Vorgabe schon seit einigen Jahren. Bei einer Sanierung muss dort die Heizung des Boilers zur Hälfte mit Solarthermie ersetzt werden. Das heisst, dass das Dusch- oder Badewasser durch die Energie vom Dach vorgewärmt wird. Das funktioniere gut, sagt Christian Mathys vom Amt für Umwelt und Energie Basel Stadt. «Das ist eine bewährte Technik. Die Installateure sind vertraut mit den Systemen. Die meisten Gebäude eignen sich auch gut für eine solare Nutzung.»
Wir sind gegen einen Zwang, erneuerbare Energien einzusetzen.
Thomas Ammann vom Hauseigentümerverband dagegen findet diese und weitere Vorschriften unnötig. «Wir sind gegen einen Zwang, erneuerbare Energien einzusetzen.» Der Hauseigentümer solle entscheiden, wie er sein Haus sanieren wolle, nicht der Staat.
«Moderate Vorgabe»
Die Vorschriften der kantonalen Energiedirektoren lassen den Hauseigentümern allerdings viel Spielraum. Sie können eine alte Ölheizung zum Beispiel durch eine Wärmepumpe oder eine Holzpelletheizung ersetzen. Sie können das Boilerwasser durch die Energie vom Dach vorwärmen, oder aber sie können die zehn Prozent erneuerbare Energie auch einfach erreichen, indem sie zehn Prozent Energie sparen – also etwa die Fenster isolieren oder die Fassade dämmen.
Zehn Prozent sind eine moderate Vorgabe, die man erfüllen kann.
Und so sagt sogar Benjamin Wittwer vom Dachverband der Bauwirtschaft, der sich sonst gegen neue Vorschriften wehrt: «Diese zehn Prozent sind eine moderate Vorgabe, die man erfüllen kann.»
Zu langsames Tempo für Energiewende
Kurz nach Fukushima, zu Beginn der Energiewendediskussion waren die Ziele viel ambitionierter. Entsprechend enttäuscht sind die Umweltorganisationen: Bernhard Grosse Ruse vom WWF sagt, zehn Prozent seien viel zu wenig. «So kann jeder weiterhin eine Ölheizung betreiben.» Das gehe viel zu langsam vorwärts, wenn man bedenke, welche Klimaschutzziele und Verpflichtungen die Schweiz international habe.
Jedes Kantonsparlament kann die Mustervorschriften der Energiedirektoren weiter verschärfen. Jeder Hausbesitzer kann mehr machen. Aber die bisherigen Erfahrungen zeigen: Wenn es im heutigen Tempo weitergeht, ist die Energiewende im Gebäudebereich bis 2050 kaum zu erreichen.