Die frühere Zürcher SP-Politikerin Lilian Uchtenhagen ist tot. Sie starb kurz vor ihrem 88. Geburtstag, wie die Stadtzürcher SP eine Meldung der «NZZ» bestätigte.
Als 1971 in der Schweiz das Frauenstimmrecht angenommen wurde, trat Lilian Uchtenhagen der Sozialdemokratischen Partei (SP) bei und wurde in der Folge mit grossem Engagement in der Politik aktiv. Im gleichen Jahr wurde sie Mitglied des Nationalrats – als eine der ersten Frauen. Sie gehörte dem Rat ununterbrochen an bis 1991. Nach zwanzig Jahren trat sie nicht mehr zur Wiederwahl an.
Niederlage gegen Stich
Nach dem Tod von Bundesrat Willi Ritschard (SP) wurde Uchtenhagen im November 1983 von ihrer Fraktion als Nachfolgekandidatin vorgeschlagen. Sie war damit die erste Frau, die für die Schweizer Landesregierung kandidierte. Ihre Qualifikationen für das Regierungsamt waren unbestritten. Doch nach breitem bürgerlichem Sperrfeuer wählte die vereinigte Bundesversammlung anstelle der offiziellen SP-Kandidatin den von den Bürgerlichen aufgebauten SP-Gegenkandidaten Otto Stich. Er kam auf 124 Stimmen, während Lilian Uchtenhagen nur 96 Stimmen erhielt.
Von 1970 bis 1974 war sie ausserdem Mitglied des Gemeinderates der Stadt Zürich. Im Nationalrat präsidierte sie unter anderem den wichtigen finanzpolitischen Ausschuss. Uchtenhagen war Präsidentin der Wirtschaftspolitischen Kommission der SP, gehörte der Geschäftsleitung der Partei an und war zeitweise Mitglied des Fraktionsvorstandes.
Kämpferin für die Frauenrechte
In ihrer Partei wurde sie dem Führungskreis um Helmut Hubacher zugeordnet, dessen links von der Mitte angesiedelte Politik manchmal auf Widerstand seitens der Gewerkschaften stiess.
Uchtenhagen war mit Ambros Uchtenhagen, dem Vorreiter der Schweizer Drogenpolitik, verheiratet.
Die SP würdigt Uchtenhagen als Kämpferin für die Frauenrechte. Ihre Nichtwahl in den Bundesrat habe viele junge Frauen politisiert und dazu geführt, dass Frauen im Bundesrat heute eine Selbstverständlichkeit seien, schreibt die Partei.
Uchtenhagen habe unauslöschliche Spuren in der politischen Landschaft hinterlassen, auch über die Schweiz hinaus.