Betreutes Wohnen, Taschengeld und Thaibox-Training verursachten monatliche Kosten von 29'200 Franken, bezahlt von Steuergeldern. Die Auswüchse der Massnahmen im Falle des jugendlichen Straftäters «Carlos» sorgen für Kopfschütteln. Der Zürcher Justizdirektor Martin Graf hat unlängst die Kosten-Notbremse gezogen. Solche Luxusbehandlungen sollen in Zukunft nicht mehr vorkommen.
«Wir sind alle sehr betroffen»
Dafür setzen sich nun auch der Berner Regierungsrat und Präsident der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren KKJPD, Hans-Jürg Käser, ein. «Ich habe die Absicht, dem Vorstand der KKJPD den Vorschlag zu machen, dass alle Fälle in den einzelnen Kantonen geprüft werden und man sich einen Überblick verschafft», erklärte Käser gegenüber SRF. Er gehe aber davon aus, dass es sich bei «Carlos» um einen Einzelfall handelt. Trotzdem: «Wir sind alle sehr betroffen, dass es einen solchen Fall gibt.»
Ein strukturelles Problem im Jugendstrafrecht sieht Käser aber nicht. Dass man bei jugendlichen Straftätern zweigleisig fahre, also eine Strafe mit Resozialisierungs-Massnahmen verbinde, «finde ich vom Grundsatz her richtig.» Im Fall Carlos sei die Strafe aber definitiv zu kurz gekommen.
Zu stark auf einen Fall fokussiert
Betreffend der Aufsicht in den Kantonen sieht Käser keinen Handlungsbedarf. Diese funktioniere an sich gut. Man müsse aber vermehrt bei Einzelfällen hinschauen, gerade wenn es sich um Sondersettings handle.
Die Ursache für die Kostenexplosion im Fall «Carlos» sieht Käser in der «Sozialindustrie die am Werk ist» und das Bestreben habe, alles Mögliche zu tun, dass diese Person wieder auf den rechten Weg kommt. Und da habe man «völlig das Augenmass verloren.» In Zukunft müsse, so Käser, die Jugendanwaltschaft vermehrt schauen, dass Leitlinien gelegt werden, die solche Auswüchse verhindern.