«Die Handelskammer Deutschland-Schweiz ist sehr besorgt über das Abstimmungsergebnis», sagte der Präsident der Handelskammer Deutschland-Schweiz, Eric Sarasin, in Zürich. Das Ja der Bevölkerung zu einer Begrenzung der Zuwanderung bringe das Risiko einer Kündigung der bilateralen Verträge mit sich.
Die Furcht bei den Unternehmen sei gross: Angst haben die Firmen laut der Handelskammer vor der Verknappung der Verfügbarkeit von Personal. Nachteile könnte der Handel erfahren wegen des Wegfalls der Abkommen über öffentliches Beschaffungswesen und die Vereinbarungen über technische Handelshemmnisse.
Der grenzüberschreitende Dienstleistungsverkehr wäre ebenfalls von einer Kündigung der Bilateralen betroffen. Würde die Anerkennung von Berufsqualifikationen wegfallen, wäre dies ebenfalls ein Problem, insbesondere im Gesundheitswesen. Zudem wäre die Rechtssicherheit in der Vorsorge von Arbeitskräften gefährdet, die früher im Ausland versichert waren.
Rationale Lösung
Auf eine Situation wie vor 1999 mit Kontingenten für Zuwanderer möchte Handelskammer-Präsident Sarasin nicht zurückgehen. Der Integrationsweg der Schweiz in den EU-Binnenmarkt habe sich in den letzten Jahren gut auf den Wohlstand ausgewirkt.
Die Organisation wolle sich massiv für eine Sicherung des Integrationsniveaus einsetzen, das zwischen der Schweiz und der EU heute bestehe, sage Sarasin: «Es bleibt zu hoffen, dass innerhalb der dreijährigen Frist zur Umsetzung der Initiative eine Lösung gefunden wird, die wirtschaftsfreundlich für beide Seiten ist.»
Die Schweiz habe in der Vergangenheit die Fähigkeit gezeigt, zu rationalen Regelungen zu kommen. Die Handelskammer engagiere sich auch in Deutschland, um die Situation zu erklären und bei Amtsstellen auf die Bedeutung der Handelsbeziehungen hinzuweisen, sagte Direktor Ralf Bopp.
Firmen warten ab
Deutschland ist für die Schweiz seit langem Handelspartner Nummer Eins. Für Deutschland ist die Schweiz laut Statistik auf Rang acht und damit ein grösserer Partner als Brasilien, Russland, Indien oder Japan.
Ein Exodus von deutschen Firmen sieht Bopp derzeit nicht. Die derzeitige Unsicherheit bedeute aber auch, das die Unternehmen abwarteten: «Bei allen grösseren Firmen sind die Firmenstandorte permanent in der Evaluation.» Würden sich die Bedingungen in der Schweiz verschlechtern, könne es zu Abwanderungen kommen.
Die Handelsbeziehungen Deutschland-Schweiz
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Bild 1 von 5. Exporte nach Deutschland 2013 nach Warenarten:. Im Jahr 2013 betrug der Wert der Ausfuhren nach Deutschland 37,6 Milliarden Franken (-5,8 Prozent). Der deutsche Anteil am Gesamtexport der Schweiz beläuft sich auf 18,7 Prozent. Mit 33 Prozent war die grösste Warensparte die Chemie/Pharma. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Importe aus Deutschland 2013 nach Warenarten:. Aus Deutschland wurden im Jahr 2013 vor allem Produkte aus dem Bereich Chemie/Pharma sowie Maschinen und Elektronik importiert. Insgesamt gingen die Einfuhren aus Deutschland um 4,2 Prozent zurück. Ihr Wert beträgt nun 51,7 Milliarden Franken. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Das Handelsvolumen in Milliarden Franken: Der deutsch-schweizerische Handel ist 2013 gesunken. Eine neue Methode zur Erfassung des Stromhandels verzerrt jedoch die Zahlen. Der gesamte Aussenhandel der Schweiz blieb auf hohem Niveau konstant. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Direktinvestitionen in Milliarden Franken: Die deutsche und die schweizerische Wirtschaft sind eng verflochten. So investierten Schweizer Unternehmen 2013 in Deutschland rund 1,3 Milliarden Euro. Auch die deutschen Investitionen in der Schweiz 2013 stellen im langjährigen Vergleich einen guten Wert dar (+2,5 Milliarden Franken). Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Mit einem Anteil von rund 15 Prozent sind die Deutschen die zweitgrösste ausländische Gemeinschaft in der Schweiz (nach den Italienern). Die Zuwanderung aus Deutschland hat sich in den letzten Jahren aber abgeschwächt. (Quelle: BFS,BFM). Bildquelle: SRF.