Der zweite Tag des Staatsbesuches glich einem Bildungs-Marathon. Bereits um 10 Uhr stand ein Besuch der Metallbaufirma Ernst Schweizer AG im Zürcher Säuliamt auf dem Programm.
Die 600 Angestellte zählende Metallbaufirma arbeitet mit französischen Unternehmen zusammen und gehört zu den Pionieren bei der Nachhaltigkeit im Bauwesen.
Besonders interessierte sich der französische Staatspräsident für das Schweizer Modell der dualen Berufsbildung. Die Schweizer Berufslehre verdiene es, in die französische Praxis übersetzt zu werden, sagte Hollande nach der Visite.
Mit dem Zug nach Lausanne
Aus dem Säuliamt reiste Hollande nach Zürich weiter, wo er am Mittag mit seiner Amtskollegin Simonetta Sommaruga und der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch die Hochschule der Künste auf dem Toni-Areal besuchte.
Nach einer Tanzvorführung auf der Treppe des Gebäudes wurden dem französischen Staatspräsidenten zwei Forschungsprojekte der ZHdK präsentiert. Beim einen ging es um einen Vogelsimulator, beim anderen um Geräusche, die Pflanzen beim Wachsen produzieren.
Nach einem einstündigen Treffen mit Schweizer und französischen Wirtschaftsvertretern bestiegen Hollande und Sommaruga in Altstetten einen Zug nach Lausanne. Die Fahrt wurde zum bilateralen Austausch genutzt. Diskutiert wurde auch die Umsetzung der Zuwanderungsinitiative.
In Lausanne wurde Hollande vom Waadtländer Regierungspräsident Pierre-Yves Maillard (SP) empfangen, bevor sich die Gruppe auf einen Rundgang durch den Innovationspark der ETH Lausanne (EPFL) begab.
Keine Furcht vor nichts mehr
In seiner Schlussrede an der EPFL lobte er die Schweiz, eine Seitenhieb zur Personenfreizügigkeit konnte sich Hollande aber nicht verkneifen. Es gebe ein Schweizer Wunder, ein Geheimnis, das nicht aus der Bankenwelt stamme und unzerstörbar sei: Die Fähigkeit, die Bildung in Unternehmen zu übertragen.
«Wenn man ihr Niveau erreicht hat, braucht man sich vor nichts mehr zu fürchten, nicht vor anderen, nicht vor sich selbst», sagte Hollande vor den Studenten. Die Personenfreizügigkeit erlaube es der Schweiz, sogar noch grösser zu sein als sonst schon.
«Ich komme wieder!»
17 Jahre nach dem letzten Besuch eines französischen Präsidenten in der Schweiz kündigte Hollande noch in Zürich an, schneller wiederzukommen. Er komme nicht umhin, an der Eröffnung des Gotthard-Basistunnells – dem Herzstück der Neat – im kommenden Jahr teilzunehmen, sagte Hollande in Zürich. Dies werde ihm ein Vergnügen sein.