Frauen, die von ihrem Partner bedroht werden und in ein Frauenhaus flüchten, seien nur dann sicher, wenn die Adresse des Frauenhauses geheim sei, sagt Susan Peter vom Vorstand der Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz. «Wenn ein Mann in Rage ist und er Probleme hat, seine Frau zu finden, kann in der Zwischenzeit ganz viel Positives geschehen.» Es könne sein, dass er sich beruhige oder dass ihm jemand Hilfe anböte.
Die Geheimhaltung kann also Leben retten. Die Adressen aller Frauenhäuser in der Deutschschweiz sucht man deshalb im Telefonbuch und im Internet vergebens. Anders ist das in Lausanne.
Nun will auch das Frauenhaus Aargau/Solothurn öffentlich zugänglich werden. Von Gewalt bedrohte Frauen sollen sich nicht mehr verstecken müssen. Denn heute müssen sie das vielfach. Nebst dem körperlichen oder seelischen Leid, das Frauen widerfährt, sollen sie von der Gesellschaft nicht auch noch als Opfer abgestempelt werden, ist man in Aarau überzeugt. Ein öffentlich zugängliches Frauenhaus sei aus diesem Grund das Richtige.
Geheimhaltung auch für Personal wichtig
«Nein» findet die Vertreterin der Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz. «Solange wir meinen, Opfer seien nur ganz bestimmte Menschen, nämlich Migrantinnen, Ausländerinnen, Frauen die von Armut betroffen sind, stigmatisieren wir diese Gruppe.» Deshalb müsse sich die öffentliche Wahrnehmung ändern.
Doch das geschehe nicht, in dem man die geheimen Standorte der Frauenhäuser öffentlich mache, so Peter. Das sei der falsche Ansatz. Auch für die Opfer, denn diese kämen nur in Frauenhäusern mit Geheimadresse zur Ruhe. «Für Frauen, die von Gewalt betroffen sind und deren Kinder, ist es ein enormer Vorteil, wenn sie wissen, dass dieser Ort geheim ist.» Sie könnten sich ganz anders erholen.
Ausserdem sei der Schutz auch für die Mitarbeiterinnen wichtig, sagt Peter. Nur so sei es möglich, in einem so heiklen Bereich gut arbeiten zu können.