Ungewohnte Töne bei der Präsentation der SVP-Wahlkampagne auf dem Berner Waisenhausplatz. Nicht mit einem rüstigen Bergler und Alphornklängen eröffnet die Partei ihren Wahlkampf – sondern mit einer jungen Frau am Saxophon. Weitere Überraschungen bleiben aber aus.
Die SVP setzt auf bewährte Erfolgsrezepte: Wenige Botschaften, einfache Parolen, Volksnähe. Präsident Toni Brunner möchte die Wahlverluste vor drei Jahren vergessen machen, als die Partei beim Wähleranteil über 2 Prozentpunkte einbüssen musste.
Ein harter Kampf stehe bevor, sagt der Parteichef: «Wir möchten das Ergebnis der letzten Wahlen von 26,6 Prozent wieder erreichen und wenn möglich ausbauen.»
Das soll gelingen, indem die Partei Wahlberechtigte anspricht, die ihre Wahlunterlagen bisher in den Abfall geworfen haben: «Das grösste Potenzial liegt bei den Nichtwählern.» Das zweite Segment, das die Partei anpeilt, sind Wählerinnen und Wähler, die sie an andere Parteien verloren hat, zum Beispiel an die BDP. Ihnen will SVP-Wahlkampfleiter Albert Rösti klar machen: «Die Werte der SVP sind eben nur bei der SVP zu finden.»
Sturm aufs Stöckli light
Zusätzliche Sitze im Nationalrat bringen sollen flächendeckende Listenverbindungen mit der FDP. Hofft die SVP. Ob der Freisinn dafür zu haben ist, sei offen, sagt Nationalrat Rösti.«Wir erhoffen uns ein klareres Signal der FDP-Führung an die Kantone, dass sie da mitmachen.»
Nimmt man die kantonalen Wahlen der letzten drei Jahre zum Massstab, dann darf sich die SVP durchaus Hoffnungen auf Wahlerfolge machen. In 15 Kantonen hat die Partei zugelegt, in vier Kantonen verloren. Am schwierigsten dürfte es die Partei im Ständerat haben, weil es dort Stimmen von ausserhalb der SVP braucht, um die Hürde zu schaffen. Statt auf Parteigrössen mit Ecken und Kanten setzt Präsident Brunner deshalb dieses Mal lieber auf konsensfähige Kandidaten: «Wir möchten im Ständerat zulegen, weil er zur Sorgenkammer geworden ist. Deshalb bieten wir in den Kantonen möglichst mehrheitsfähige Köpfe an.»
Wahlkampf mit Bratwurst und Bier
Drei Forderungen haben die SVP-Kandidaten im Gepäck: Kein schleichender EU-Beitritt. Eine griffige Ausländerpolitik. Tiefere Steuern für alle. Dazu kommt die angekündigte Volksinitiative, die Schweizer Recht über fremdes Recht stellen möchte. Einen Strassenwahlkampf mit Wahlmobil, Bratwürsten, Bier und Süssmost verspricht Parteichef Brunner – das alles unter dem Motto, das an eine populäre SRF-Fernsehsendung erinnert: «SVP bi dä Lüt». «Man wird die SVP dort sehen, wo sich die Menschen bewegen. Wir sind ja die Volkspartei.»
Und auch ein neues Maskottchen hat die Partei zu bieten. Ziegenbock Zottel muss dem Berner Sennenhund Willy Platz machen. Willy stehe für Wilhelm Tell, für Freiheitsliebe und Entschlossenheit, erklärt Wahlkampfleiter Rösti. «Wo ein Willy ist, da ist auch ein Weg», ist die SVP überzeugt. Und will den anderen Parteien in den nächsten zwölf Monaten den Marsch blasen – wenn auch nur mit dem Saxophon.