Uhren, Maschinen, Medikamente und viele weitere Produkte konnten Schweizer Exporteure im vergangenen Jahr in den EU-Ländern günstiger verkaufen. Der Grund: Sie mussten keine oder zumindest weniger Zölle als die Konkurrenz zahlen, beispielsweise aus den USA.
Patrick Ziltener, Privatdozent an der Uni Zürich, hat berechnet: Schweizer Unternehmen haben dank des Freihandelsabkommens allein im Handel mit der EU 2012 eine Milliarde Franken gespart. Ziltener: «Das ist natürlich etwas hypothetisch. Denn: Gäbe es die Freihandelsabkommen nicht, wäre die Realität eine andere. Schweizer Exporteure hätten weniger Marktanteile.»
Auch keine Einfuhrzölle
Die Einsparnisse der Exporteure sind aber nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite entgehen dem Staat Einnahmen aus Importzöllen. Wie gross diese Ausfälle sind, wurde in der Studie nicht berechnet. Daniel Küng, Chef von Switzerland Global Enterprise ist aber überzeugt: Die Freihandelsabkommen lohnen sich für die Schweiz auf jeden Fall: «Die Schweiz ist traditionellerweise ein Land mit Handelsüberschüssen, und wir haben tiefe Eintrittsbarrieren, die jetzt zusätzlich abgebaut werden. Und: Das Geld bleibt in den Unternehmen.»
Freihandelsabkommen ist aber nicht gleich Freihandelsabkommen. Ziltener: Während das Potential des EU-Freihandelsabkommens zu über 90 Prozent ausgeschöpft werde, liege dieser Wert beim Freihandelsabkommen mit China voraussichtlich deutlich tiefer. Warum? «Je komplizierter das Abkommen, umso geringer der Nutzen», so Ziltener.
Kein automatischer Gewinn
Ein Freihandelsabkommen bringt Exportunternehmen also nicht automatisch Erleichterungen. Sie müssen sich aktiv darum kümmern. Deshalb gilt auch: Je kleiner das Unternehmen, desto weniger profitiert es von Freihandelsabkommen.
Ziltener: «Ich kenne Unternehmen, die liefern einmal alle zwei bis drei Jahre eine komplexe Maschine nach Japan. Es hängt vom Wert dieser Maschine ab, ob sich das Freihandelsabkommen lohnt oder nicht.»
Exportförderer wollen die kleinen Unternehmen deshalb noch stärker unterstützen, damit sie ähnlich stark profitieren wie grosse Unternehmen. Derweil hoffen sie auf weitere Abkommen mit Indien und Indonesien – und träumen von einem Abkommen mit den USA.