Die Grüne Partei der Schweiz erwartet von ihrem Nationalrat eine klärende Stellungnahme zu den am Wochenende aufgetauchten Vorwürfen. Wie es hingegen mit seiner politischen Laufbahn weitergehe, müsse Müller gemeinsam mit seiner Kantonal- und Kommunalpartei entscheiden, teilte die Partei mit.
Intime Fotos im Büro aufzunehmen sei ein Fehler. Dies gelte umso mehr, wenn es sich um ein Regierungsgebäude handle. Die Grünen Schweiz nehmen mit Bedauern von der Affäre Kenntnis und erwarten, dass die gegen Müller erhobenen Vorwürfe im Zusammenhang mit einem Polizeieinsatz gegen seine frühere Bekannte rasch geklärt werden.
Die Co-Präsidentin der Grünen, Nationalrätin Adèle Thorens (VD) ging in der «Tagesschau» mit Geri Müller hart ins Gericht: «Ich bin sehr enttäuscht und schockiert. Ich bin vor allem schockiert, dass ein Kollege offenbar solche Fotos gemacht hat. Ich denke, dass es nicht akzeptabel ist.» Sie sei auch entsetzt darüber, dass solche privaten Fotos den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hätten. «Das macht uns alle zu Voyeuren», sagte Thorens.
Stellungnahme von Müller gefordert
Auch Regula Rytz, ebenfalls Co-Präsidentin der Grünen, kritisiert Müller. «Für mich ist das klar ein Fehler, solche Fotos in einem Stadthaus zu machen.» Offenbar habe er diese in einem privaten Rahmen verschickt. Deshalb sei das sicher eine andere Geschichte als diese Twitter-Affäre aus dem Bundeshaus.
Ob Geri Müller aber in seinen Ämtern noch tragbar sein, müsse er zunächst einmal selber beurteilen. «Wir können das erst wirklich einschätzen, wenn wir diese noch offenen Fragen auf dem Tisch haben. Für mich ist das zu früh, das definitiv zu beurteilen», erklärte Rytz in der «Tagesschau». Es sei ihr aber wichtig, das Geri Müller gegenüber der Partei und der Öffentlichkeit die Hintergünde erklärt.
Dies gehört nicht in die Öffentlichkeit
Die Veröffentlichung von privaten und persönlichen Bildern und Texten anderer Personen verurteilen die Grünen klar. Persönlichkeits- und Datenschutz gälten auch im Zeitalter der sozialen Medien. Insbesondere das Sexualleben gehöre ohne Einwilligung der betroffenen Personen nicht in die Öffentlichkeit.
Am Sonntagabend entschied der Stadtrat Baden an einer ausserordentlichen Sitzung, dass Geri Müller als Badener Stadtammann (Stadtpräsident) seine Führungs- und Repräsentativaufgaben vorläufig abgeben müsse.
Es gilt die Unschuldsvermutung
Der Stadtrat habe diesen Entscheid gemeinsam gefällt, um dem Stadtammann Zeit einzuräumen, sich voll auf die Klärung der Situation zu konzentrieren, heisst es in einer Mitteilung der Stadtregierung Baden. Dies sei bereits am Sonntagabend im Beisein von Geri Müller geschehen, sagte Vizeammann Markus Schneider vor den Medien. Müller trage den Entscheid mit.
Für Müller gelte die Unschuldsvermutung. Die Aufgaben des Stadtammanns werden vorerst von Schneider übernommen. Dieser betonte, dass es sich nicht um eine Suspendierung handle.
Die Zeitung «Schweiz am Sonntag» hatte enthüllt, dass der Grünen-Politiker von seinem Büro aus während der Arbeitszeit einer Bekannten Nacktbilder von sich selber geschickt hatte.