Der konventionelle Krieg ist relativ einfach gestrickt: Ein Land greift ein anderes mit Flugzeugen oder Panzern an. Es ist klar, woher die Angriffe kommen. Und es ist klar, wer angegriffen wird. Zwar bleiben auch hier teilweise sehr komplexe Motive oder Hintergründe im Verborgenen.
Doch ist der virtuelle Krieg im Internet weitaus undurchsichtiger. Und das machen sich die Urheber der derzeitigen Angriffe auf amerikanische Webseiten zunutze. Sie missbrauchen Schweizer Server für diese Internetattacken – und verschleiern somit ihre Identität.
Tauschphase genutzt?
Im Gegensatz zu amerikanischen Webseiten seien jene aus der Schweiz kein Opfer solcher Cyber-Angriffe geworden, sagt Roland Eugster von Switch. Das Non-Profit-Unternehmen vergibt in der Schweiz Internetadressen und sorgt für die Sicherheit der betroffenen Server.
Dabei bietet die Schweiz hohe Standards in Sachen Internetsicherheit. Eugster vermutet, dass sich die Hacker eine regelmässig durchgeführte Austauschaktion von Sicherheitsschlüsseln zunutze machen. «In Fachkreisen sind die Zeiträume solcher Aktionen bekannt», sagt der Internetspezialist.
Während dieser Phase werden auf Anfragen aussergewöhnlich grosse Datenmengen als Antworten zurückgesandt. Und weil die Hacker sich als Betreiber der anvisierten Internetseiten ausgeben, können sie mit relativ wenig Aufwand die Seiten ihrer Opfer mit Datenmassen bombardieren und somit in die Knie zwingen.
Urheber unauffindbar
Gerade weil die Angreifer sich als jemand anderes ausgeben, sei es ein Ding der Unmöglichkeit, die Angreifer ausfindig zu machen, sagt Eugster.
Er schliesst nicht aus, dass es auch künftig zu solchen Angriffen kommen könnte. Doch könnten sie den Schweizer Servern nichts anhaben, sagt Eugster. «Wir beobachten ähnliche Angriffe und haben entsprechende Sicherheitsvorkehrungen vorbereitet.»
Im anonymen Internet wird vermehrt virtuell geschossen. Sich zu schützen wird immer schwieriger, wenn man nicht sieht, woher die Schüsse kommen.
(prus)