Hebammen sind gefragt. Konkret ist der Bedarf in den vergangenen Jahren um 70 Prozent gestiegen. Die Zahl der frei praktizierenden Hebammen hat aber nicht in demselben Masse zugenommen.
Zwar lassen sich jährlich bis zu 170 junge Frauen ausbilden, doch drei Viertel von ihnen arbeitet später im Spital. Dort sind die Arbeitszeit besser und der Lohn höher.
Doch genau die frei praktizierenden Hebammen würde es eigentlich brauchen. Denn «wenn die Frauen nach Hause gehen, brauchen sie weiterhin medizinische Betreuung zu Hause», sagt die Ausbildnerin Elisabeth Kurth. Oftmals sei das Stillen noch nicht eingespielt und Verletzungen beziehungsweise Narben nicht verheilt.
Hebammen in Städten oftmals ausgelastet
Aber immer weniger Hebammen wollen den Stress der Selbstständigkeit auf sich nehmen. Denn freipraktizierend muss man rund um die Uhr abrufbar sein und das für einen Lohn, der seit fast 20 Jahren nicht mehr angepasst worden ist.
Zum schlechten Lohn hinzu kommt oftmals noch das hohe Arbeitspensum. Gerade in städtischen Gebieten sind freie Hebammen oft so ausgelastet, dass sie kurzfristig keine Nachbetreuung mehr übernehmen können.
Kurzfristig helfen Kooperationen, langfristig höhere Löhne
Ein neues Kooperations-Modell soll sie deshalb entlasten. Family-Start heisst es und wird derzeit in Basel getestet. «35 Hebammen sind in dieses Netz eingetreten und haben mit Geburtskliniken Verträge abgeschlossen, dass sie die Nachsorge sicherstellen», sagt Elisabeth Kurth, die das Modell entwickelt hat.
Kurzfristig entlastet dieses Modell die freien Hebammen. Aber langfristig braucht es weitere Massnahmen, um dem Bedarf gerecht zu werden – allen voran zeitgemässe Löhne.