«Wir haben unbestätigte Informationen, dass sich eine Handvoll Leute aus der Schweiz nach Syrien begeben haben», sagte Felix Endrich von Nachrichtendienst des Bundes (NDB) zu Radio SRF. Bei den ungefähr zehn Verdächtigen sei allerdings schwierig festzustellen, ob es sich tatsächlich um Dschihadisten oder einfach um Abenteurer handle.
Da Syrien direkt oder über Drittländer erreicht werden kann, ist es laut Endrich entsprechend schwierig, die jeweiligen Reiseziele der Verdächtigen zu eruieren.
Ganze Szene unter Beobachtung
Als potentiell gefährlich sind laut Endrich auch die Rückkehrer einzustufen, ebenso jene, die in der Schweiz Kämpfer rekrutieren.
Die Gesamtzahl aller verdächtigen Schweizer Dschihad-Reisenden habe seit einem knappen Jahr allerdings nicht zugenommen. Sie sei mit rund 20 gleich geblieben, stellt NDB-Sprecher Endrich weiter fest.
Allerdings ist Syrien für die Dschihad-Reisenden in den Vordergrund gerückt. Der NDB hatte vor neun Monaten noch keine bestätigten Hinweise auf entsprechende Reisen in dieses Land. Offenbar reisten mutmassliche Schweizer Islamisten zuvor eher nach Somalia, Afghanistan oder Irak.
Aufhorchen liess vor neun Monaten eine weitere Zahl: So sprach der Nachrichtendienst von der Gewissheit, dass sich jeder Dritte Verdächtige im Ausland zum Dschihadisten ausbilden lasse oder als Kämpfer aktiv sei.
Was treibt die Menschen in den Kampf?
Eine Mischung aus tatsächlicher Betroffenheit und religiös geschürter Solidarität bewege die Menschen, in Syrien zu kämpfen, sagt Yassin Muscharbash. Er ist Reporter bei der «Zeit». Nach den Worten des Dschihadismus-Experten sind es überwiegend Menschen, die eine Verbindung ins Land oder in die Region haben und vom Ausmass der Verwüstung und des Sterbens betroffen sind.
«Dies ist meine Wahrnehmung in der Szene derer, die sich im Moment mit dem Gedanken tragen, nach Syrien zu gehen.» Hehre Motive stünden also im Vordergrund, auch wenn es sicher hin und wieder Jüngere gebe, die eine grosse Nummer auf dem Schlachtfeld werden wollten.
Wo wird angeworben?
Das ideologische islamistische Konzept liefern laut Muscharbash oft Prediger und Imame, indem sie die Hilfe an den Mitgeschwistern im Glauben zur religiösen Pflicht aufbauschten: «Wenn all das zusammenkommt, setzen sich halt mitunter auch Muslime aus der Schweiz oder aus Deutschland ins Auto und fahren zur Grenze.»
Die Anwerbung der Kämpfer findet laut Muscharbash nur zum Teil in den Moscheen statt. Da dort Gewaltaufrufe oft nicht geduldet würden, seien die ideologischen Scharfmacher und radikalen Aufpeitscher heute vor allem im Umfeld der Moscheen zu finden.
Geschätzte tausend Dschihadisten aus Europa in Syrien
Sehr gute Schätzungen gehen davon aus, dass ungefähr tausend Europäer in Syrien auf der Seite der Ddschihadisten kämpfen, wie der Experte weiter sagt. Hinweise deuteten auf 270 Islamisten aus Deutschland hin, die zumindest zeitweise in Syrien gewesen seien. Ein Drittel davon seien Konvertiten, also ethnische Deutsche. Zwei Drittel hätten einen Migrationshintergrund. Der Frauenanteil betrage zehn Prozent.
Laut Muscharbash sind es neben den Deutschen im Verhätnis extrem viele Belgier, Briten und Skandinavier, die zum Kämpfen nach Syrien gegangen sind.
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