An einem Gedenkanlass für ehemalige Verdingkinder hat sich Simonetta Sommaruga bei den Betroffenen entschuldigt – im Namen des Bundesrats.
«Es ist an der Zeit, dass wir etwas tun, was man Ihnen allen, den ehemaligen Verdingkindern und den weiteren Opfern von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen bisher verweigert hat», sagte Sommaruga. «Für das Leid, das Ihnen angetan wurde, bitte ich Sie im Namen der Landesregierung aufrichtig und von ganzem Herzen um Entschuldigung.»
Gefährliche blinde Flecken
Was den Verdingkindern geschehen sei, könne kein Wort ungeschehen machen, und möge es noch so gut gewählt sein, sagte Sommaruga. Sie sprach von einer
Verletzung der menschlichen Würde. «Wir können nicht länger wegschauen. Denn genau das haben wir bereits viel zu lange getan.» Wer wegschaue, stelle sich blind. Und nichts sei gefährlicher für eine Gesellschaft als blinde Flecken.
Die Geschichte der Verdingkinder und anderer Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen soll denn auch historisch und rechtlich aufgearbeitet werden.
Offen bleibt die Frage der finanziellen Entschädigung. Dazu gab Sommaruga am Donnerstag nichts bekannt. Sie sagte lediglich, es stellten sich auch finanzielle Fragen.