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Die Folter-Bilder aus syrischen Gefängnissen gingen um die Welt. Peter Maurer, Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), will sich zu den Fotos nicht äussern, sagt aber im Interview mit der «Rundschau», die schwierigste Situation für die Menschen in den Gefängnissen sei unmittelbar nach der Inhaftierung. «Dann kommen die meisten Misshandlungen vor.»
Auch im dritten Jahr des Syrien-Konflikts habe das IKRK «keinen befriedigenden Zugang – weder zu den Häftlingen auf der Seite der Regierung, noch auf Seite der Opposition». Ein übergelaufener syrischer Militärpolizist hat Fotos von Tausenden Häftlingen vorgelegt. Sie sollen zu Tode gefoltert worden sein. Maurer will zwar zu den konkreten Berichten keine Stellung nehmen, sagt aber: «Es scheint mir offensichtlich, dass solche Misshandlungen vorkommen.»
«Assad hört mir zu»
Im vertraulichen Dialog mit den Verantwortlichen müssten «schnell Verbesserungen erzielt werden». Das sei der Auftrag des IKRK, so Maurer. Die Frage, ob der syrische Machthaber Baschar al-Assad zuhöre, wenn er solche Forderungen vorbringe, bejaht der IKRK-Präsident: «Der Zugang zu den Gefängnissen war einer der wichtigsten Gegenstände der Gespräche, die ich in Damaskus geführt habe.»
Die Erfahrung in anderen Kriegsgebieten zeige, für die einzelnen Häftlinge verändere sich viel, wenn das IKRK in die Gefängnisse gelassen werde. «Es gelingt uns in der Regel, Verbesserungen bezüglich der Behandlung der Gefangen, ihrer medizinischen Situation sowie der Wasser- und Nahrungsversorgung zu erreichen.» Das IKRK könne aber nicht verhindern, dass Misshandlungen stattfinden. «Verbesserungen sind immer langsamer als Missbräuche», so Maurer.
Keine Fortschritte bei Konferenz erwartet
Von der heute in Montreux gestarteten Syrien-Konferenz erwartet IKRK-Präsident Maurer wenig. Er gehe nicht davon aus, «dass grosse Fortschritte erreicht werden». Maurer hofft aber, dass die Rahmenbedingungen für humanitäre Hilfe verbessert werden.
Das IKRK habe «erhebliche Einschränkungen», um in allen Teilen Syriens tätig sein zu können. Das sei ein wichtiges Problem. Gerade bei der Nahrungsverteilung und der medizinischen Versorgung gebe es «völlig unbefriedigende Bereiche». Bei der Wasserversorgung würden alle Teile Syriens erreicht. Bei der Lebensmittelverteilung sei dies noch nicht der Fall. Die Unterversorgung betreffe die umkämpften Gebiete und damit auch die von den Rebellen kontrollierten Regionen, so Maurer.
(schubeca;kurn)