Er ist der erste muslimische Seelsorger in einem Schweizer Gefängnis: Imam Mustafa Memeti. Jeden Donnerstag besucht er seit anderthalb Jahren die muslimischen Insassen der Anstalt Thorberg im Kanton Bern.
Hilfe auf dem Weg zum normalen Leben
In vielen Gefängnissen sind ein Drittel der Häftlinge Muslime. Deshalb brauche es unbedingt mehr muslimische Seelsorger in den Gefängnissen. Wunder wirken könne er freilich nicht, sagt Memeti mit Blick auf die Gefangenen, die ungeduldig die Tage bis zu ihrer Entlassung zählten: «Aber ich kann mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie sich Muslime in der Schweiz integrieren können.»
Der 62-Jährige, der seit 20 Jahren in der Schweiz lebt, trifft im Thorberg im malerischen Krauchthal auf viele offene Ohren. Nicht weniger als 50 der 180 Insassen sind Muslime. Bis vor anderthalb Jahren kümmerten sich christliche Seelsorger auch um sie, doch jene waren zu wenig mit dem Islam vertraut. Entsprechend kamen aus den Zellen wöchentlich Gesuche für einen Imam.
Gespräche und einmal monatlich auch Gebet
Seither hat sich einiges verändert. Die Bedürfnisse der Muslime – etwa beim Essen – werden laut Memeti heute stärker berücksichtigt. In den zahlreichen Einzelgesprächen will Memeti den Eingesperrten neuen Mut geben – bei der Vergangenheitsbewältigung und für einen Neuanfang mit einem normalen Leben nach dem Gefängnis.
An einem Samstag im Monat betet er zudem in der Gefängniskapelle gemeinsam mit den muslimischen Häftlingen.
Memeti zeigt sich zufrieden mit den Resultaten und ist überzeugt: «Ich kann einen sehr wichtigen Beitrag in unserer neuen Heimat leisten. Das ist für mich sehr interessant.»
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