Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz hat vor über fünf Jahren ihre Botschaft in Damaskus geschlossen – nun kehrt sie ins Bürgerkriegsland Syrien zurück.
- Ein humanitäres Büro der Schweiz hat in Damaskus offiziell die Arbeit aufgenommen.
- Das bestätigt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gegenüber SRF.
Das humanitäre Büro ist genau genommen ein Hotelzimmer in Damaskus. Dort hat sich ein Schweizer Diplomat fürs Erste eingerichtet. Vor rund drei Wochen habe der Mitarbeiter alle nötigen Papiere und Garantien der syrischen Behörden erhalten, sagt der Delegierte des Bundes für humanitäre Hilfe, Manuel Bessler. «Jetzt haben wir endlich Augen und Ohren in Damaskus. Es geht darum, die Hilfe konkret mit unseren Partnerorganisationen umzusetzen. Wir müssen auch schauen, dass die Gelder dorthin gehen, wo wir das abgemacht haben.»
Heute unterstützt die Schweiz mit über 60 Millionen Franken pro Jahr zur Hauptsache andere Hilfsorganisationen wie den Syrischen Roten Halbmond. Künftig will sie – auch dank des neuen Büros – vermehrt auch eigene Projekte umsetzen: Etwa Trinkwasserleitungen wiederherstellen oder Spitäler wiederaufbauen.
Möglich wird das auch, weil sich die Sicherheitslage nach den militärischen Erfolgen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad und seinen Verbündeten etwas verbessert hat.
Wir müssen auch schauen, dass die Gelder dorthin gehen, wo wir das abgemacht haben.
Neben der EU ist die Schweiz laut Bessler der erste europäische Staat mit einer humanitären Vertretung. Ein heikler Schritt: Er könnte als Legitimierung des Assad-Regimes aufgefasst werden; Damaskus könnte dies auch propagandistisch ausschlachten.
«Für uns ist es sehr wichtig, klar zu betonen: Es ist ein humanitäres Büro», sagt Bessler und erklärt weiter: «Es ist keine politische, keine diplomatische Vertretung. Darum diese Betonung auf das Humanitäre.» Das Regime hatte offenbar die Eröffnung einer Botschaft gewünscht. Das diplomatische Seilziehen dauerte Monate.
Für uns ist es sehr wichtig, klar zu betonen: Es ist ein humanitäres Büro.
Der neue Schweizer Büroleiter wird lokale, syrische Mitarbeiter anstellen. Er wird nicht frei arbeiten können: Die syrische Regierung entscheidet zum Beispiel, ob er auch in die verbleibenden Rebellengebiete reisen darf oder nicht.
Die offizielle Schweiz nimmt solche Einschränkungen in Kauf – in der Hoffnung, den Menschen besser helfen zu können.