800'000 Erwachsene in der Schweiz können einen einfachen Text, den sie lesen, nicht wirklich verstehen. Laut SP-Nationalrätin und Präsidentin des Schweizer Dachverbands Lesen und Schreiben, Chantal Galladé, handelt es sich dabei um Menschen, die in der Schweiz aufgewachsen und hierzulande zur Schule gegangen sind. Das Problem könne alle Gesellschaftsschichten betreffen.
«Den typischen Illettristen gibt es nicht»
Die Gründe sind laut Galladé vielschichtig. Es gebe diejenigen, die es in der Schulzeit nicht richtig gelernt hätten und unbemerkt damit durchgekommen seien. Es gebe aber auch jene, die die Kompetenzen in der Schule erworben, sie aber im Laufe ihres Lebens wieder verloren hätten.
«Den typischen Illettristen gibt es nicht», sagt Galladé. Weil es ein sehr grosses Tabuthema sei, würden sich diese Menschen oft schämen und sich mit Tricks durchs Leben schummeln. Etwa wenn sie angeben, sie hätten ihre Lesebrille vergessen.
«Sensibilisierung ist zentral»
«Es ist stark in den Köpfen verhaftet, dass wer nicht gut lesen und schreiben kann, dumm ist», sagt Galladé. Es sei deshalb wichtig, dass vermehrt auf das Thema geachtet werde. Anlässlich des Weltalphabetisierungstag ruft Galladé dazu auf, das Thema zu enttabuisieren.
Der Dachverband Lesen und Schreiben setze sich dafür ein, dass Lehrpersonen, aber auch Erwachsene, die bei den Sozialdiensten, bei der Arbeitsvermittlung, bei Polizei und Armee auf Illettristen treffen könnten, für das Thema sensibilisiert würden und auch Hilfe anbieten könnten.