Die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit stellt nach wie vor viele Eltern vor grosse Herausforderungen. Der Bundesrat will das Zusammengehen von Kindern und Beruf weiter verbessern.
Eine Gesetzesanpassung sieht vor, dass berufstätige Eltern für die Drittbetreuung ihrer Kinder weniger bezahlen müssen. Zudem solle das Betreuungsangebot besser auf die Bedürfnisse berufstätiger Eltern abgestimmt werden. Das teilte der Bund nach einem nationalen Spitzentreffen unter der Leitung von Bundespräsident Johann Schneider-Ammann mit.
Doch an dem Treffen zeigte sich: Die Meinung gehen teils weit auseinander.
Mehr Kinderbetreuungsplätze geschaffen
Der Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen (KdK), Jean-Michel Cina, betonte gemäss Communiqué, die Kantone machten schon sehr viel zur Nutzung des inländischen Arbeitskräftepotenzials. Um Frauen und Männern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, hätten die Kantone und Gemeinden das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen in den letzten Jahren massiv ausgebaut.
Dieser Ausbau habe gleichzeitig aber auch einen Mehrbedarf an Fachkräften in der Kinderbetreuung ausgelöst. Deshalb wollten sich die Kantone auch in Zukunft weiter für eine bezahlbare familienergänzende Kinderbetreuung einsetzen.
Weitere Lösungen in Arbeit
Der Bund und mit ihm Wirtschaftsminister Schneider-Ammann sehen sich mit der kürzlich verabschiedeten Botschaft zur zusätzlichen Förderung der familienergänzenden Kinderbetreuung auf Kurs. Mit den vorgesehenen Finanzhilfen von insgesamt 100 Millionen Franken sollen jene Kantone und Gemeinden unterstützt werden, die ihre Subventionen für die familienergänzende Kinderbetreuung mit dem Ziel erhöhen, die Kosten für die Eltern zu senken.
Weitere Verbesserungen erhofft sich der Bundesrat von der in Auftrag gegebenen Botschaft zur Beseitigung der «Heiratsstrafe» bei der direkten Bundessteuer. Damit sollen auch negative finanzielle Erwerbsanreize abgebaut werden.
Zudem unterstützt der Bund laut eigenen Angaben ab 2017 verstärkt Projekte mit Finanzhilfen nach dem Gleichstellungsgesetz, die insbesondere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Unternehmen fördern.
Gewerbeverband tritt auf die Bremse
Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein wichtiger Schlüssel zur noch besseren Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials. SAV-Präsident Valentin Vogt forderte die Politik auf, das Angebot der familienergänzenden Kinderbetreuung sowie die steuerliche Abzugsfähigkeit von Kinderdrittbetreuungskosten zu verbessern.
Aus Sicht des Schweizerischen Gewerbeverbandes (sgv) braucht es dagegen keine neuen Konzepte zur verstärkten Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Vielmehr gehe es um die Konsolidierung der heutigen Situation.
Unzufriedene Arbeitnehmer
Demgegenüber verlangt der Arbeitnehmerverband Travail.Suisse vermehrt Anstrengungen im Bereich der Vereinbarkeit: nämlich mehr Geld, mehr Infrastruktur und mehr Zeit – zum Beispiel mit einem bezahlten und flexiblen Vaterschaftsurlaub.
Auch für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) bestehen weiterhin grosse Herausforderungen. Die bisher beschlossenen und umgesetzten Massnahmen gehen für den SGB zwar in die richtige Richtung, aber es bleibe noch viel zu tun, damit die angestrebten Ziele auch wirklich erreicht würden.
Insbesondere brauche es Investitionen in familienergänzende Betreuungsstrukturen und verbesserte Arbeitsbedingungen, um qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und im Beruf zu halten. Steuersenkungen für Gutverdiener unter dem irreführenden Begriff der «Heiratsstrafe» seien kontraproduktiv.