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Schweiz Jobs für Mütter: Kaum Teilzeit, kaum Verantwortung

Statt Ausländer sollen mehr Mütter in den Arbeitsmarkt. Das ist der Plan der Politik. Doch eine Analyse von Inseraten zeigt: Es gibt zurzeit kaum geeignete Jobs für sie.

Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat heute angekündigt, dass der Bund mehr Schweizer in den Arbeitsmarkt bringen will. Grosses Potenzial der «Fachkräfteinitiative Plus» wird auch bei den Frauen gesehen – insbesondere bei Müttern. Doch ist das überhaupt realistisch?

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Zahlen des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) zeichnen folgende Situation:

  • 88,5 Prozent der Männer im erwerbsfähigen Alter arbeiten.
  • Bei den Frauen sind es mit 79 Prozent vergleichsweise fast zehn Prozentpunkte weniger.
  • 61 Prozent dieser Frauen arbeiten Teilzeit – meist wegen elterlicher Betreuungsaufgaben.
  • Jede fünfte Mutter hierzulande ist nicht erwerbstätig – das sind gut 200‘000.
  • Von diesen 200'000 wären rund 40 Prozent der Mütter bereit, zugunsten eines Jobs ihre häuslichen Betreuungsaufgaben zu reduzieren.

Kaum Teilzeitstellen vorhanden

Doch die Mobilisierung der Mütter könnte schwierig werden, wie neue Zahlen zeigen. SRF News hat 600‘000 Stellenanzeigen des Portals «Jobs.ch» aus dem Zeitraum Januar 2014 bis April 2015 ausgewertet. Die Ergebnisse geben einen Einblick in die Arbeitsmarktsituation in der Schweiz – die den Bedürfnissen von Müttern wenig Rechnung trägt.

Es zeigt sich: Teilzeitstellen, wie sie gerade bei Müttern gefragt sind, sind aktuell ein Randphänomen.

  • 85 Prozent aller analysierten Stellen waren explizit als 100-Prozent-Pensum ausgeschrieben.
  • Nur gerade 9 Prozent boten die Möglichkeit, mit einem Pensum von 80 Prozent zu arbeiten.
  • Und nur je 3 Prozent aller ausgeschriebenen Stellen suchten Mitarbeiter für ein 60-Prozent-Pensum respektive für ein Pensum unter 60 Prozent.

Hinzu kommt: Je kleiner das angebotene Pensum, desto geringer die Verantwortung. Während bei den ausgeschriebenen Vollzeitstellen vor allem Führungs- und Fachpersonen gesucht werden, kommen bei den Teilzeit-Jobs mehrheitlich Rollen wie beispielsweise Hilfsarbeiter oder Assistenzen zum Zug.

Das stellt die Mütter vor die Wahl: Entweder sie arbeiten Vollzeit oder sie übernehmen einen Teilzeit-Job ohne Verantwortung. Im Jahr 2014 wurden von rund 600‘000 ausgeschriebenen Stellen auf «Jobs.ch» nur knapp 2500 Führungspositionen im Teilzeit-Pensum ausgeschrieben. Gleichzeitig gibt es immer mehr hochqualifizierte Hausfrauen, die gerne arbeiten würden.

Grosse Unterschiede zwischen den Berufen

Das Angebot an Teilzeit-Stellen unterscheidet sich stark zwischen einzelnen Berufsgruppen. Bei Berufsgruppen wie «Verwaltung/Bildung/Soziales» oder «Medizin/Pflege» sind sie besonders hoch, während in der Bau- oder der Informatik-Branche kaum Jobs mit reduzierten Arbeitspensen ausgeschrieben werden.

Heute hat nun der Bundesrat in der «Fachkräfteinitiative Plus» mehrere Massnahmen angekündigt, um die Erwerbstätigkeit der Frauen zu erhöhen. Unter anderem will er dies mit einer Sicherstellung von familien- und schulergänzenden Betreuungsstrukturen, dem Abbau von negativen Erwerbanreizen sowie der Förderung beim beruflichen Einstieg erreichen. Dabei sollen auch die Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden.

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