Erst letzte Woche hat die Schweizerische Nationalbank SNB einen Jahresgewinn von 38 Milliarden Franken paräsentiert – so viel wie noch nie.
Doch jetzt sieht die Welt schon wieder anders aus: Der Franken ist am Donnerstag zum Euro und zum Dollar massiv stärker geworden. Das beschert der Nationalbank Kursverluste auf ihren Devisenreserven. Wäre heute Stichtag würden diese Verluste den Rekordgewinn des Vorjahres komplett aufzehren.
Zuversichtlicher Finanzdirektor
Heisst das, die Kantone werden 2015 keinen Zustupf der Nationalbank bekommen? Dazu SNB-Präsident Thomas Jordan: «Das kann man im Moment nicht sagen. Es ist klar, dass eine Aufwertung des Frankens zu Bewertungsverlusten führt. Aber abgerechnet wird Ende Jahr. Und dann wird man sehen, wie die Situation entsprechend ist.»
Überraschend zuversichtlich zeigt sich der Zuger Finanzdirektor Peter Hegglin, der die kantonale Finanzdirektorenkonferenz präsidiert: «Ich glaube, es ist zu früh, um daraus schon Schlüsse zu ziehen. Man hat gesehen, dass die Märkte und die Börsen massiv reagiert haben. Vielleicht auch in einem gewissen Sinn überreagiert haben. Ich denke, dass wird sich dann in der nächsten Zeit wieder einpendeln.»
Zusätzliche Ausschüttung erwartet
Wo sich der Euro-Franken-Kurs einpendeln wird – ob bei 1,15 oder 1,10 oder gar tiefer –, ist nicht klar. Ebenso unklar ist, wie gross die am Donnerstag erlittenen Kursverluste Ende Jahr noch sein werden.
Hegglin ist überzeugt: Dieses Mal bekommen die Kantone die versprochene Milliarde, plus noch die Milliarde, die ihnen letztes Jahr verwehrt geblieben war. «Davon gehe ich aus, dass wir mit dieser zusätzlichen Ausschüttung rechnen dürfen oder meine Erwartungshaltung ist nach wie vor, dass es diese gibt.»
Was diese zusätzliche Zahlung für das letzte Jahr betrifft, signalisiert SNB-Präsident Jordan Verhandlungsbereitschaft. Ob die Nationalbank aber auch für 2015 wieder Geld an die Kantone ausschütten kann, steht in den Sternen.