42 Millionen Franken an nicht bezahlten Krankenkassenprämien mussten die Kantone im letzten Jahr aus der eigenen Staatskasse finanzieren. Dies zeigt eine bisher unveröffentlichte Umfrage der Gesundheitsdirektorenkonferenz, welche «10vor10» vorliegt.
Seit Anfang 2012 können Krankenkassen Prämienausfälle in Rechnung stellen. Die Kantone – also die Steuerzahler – müssen diese zu 85 Prozent übernehmen. Im Gegenzug verpflichten sich die Krankenkassen, bei säumigen Prämienzahlern keinen Leistungsstopp mehr zu verhängen.
Ausfälle dürften noch steigen
Für die nächsten Jahre rechnen die Kantone sogar noch mit deutlich höheren Ausgaben. Die Kosten für nicht bezahlte Prämien und Selbstbehalte dürften sich dann auf rund 150 Millionen Franken belaufen.
«Das System ist neu eingeführt», erklärt der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, Carlo Conti. «Personen, die ihre Prämien nicht bezahlen, müssen zuerst betrieben werden. Dieser Prozess dauert sehr lange. Deshalb wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen, wie viele Prämienausstände die Kantone wirklich übernehmen müssen», so Conti gegenüber «10vor10».
Umstrittene Schwarze Listen
Einige Kantone wollen diese Prämienausstände nicht einfach so akzeptieren. Neun Kantone haben deshalb bereits sogenannte «Schwarze Listen» eingeführt oder beschlossen, solche einzuführen. Wer seine Prämien nicht bezahlt, riskiert auf einer solchen Liste zu landen. Diese Personen werden dann im Spital oder beim Doktor nur noch in Notfällen behandelt.
Der Nutzen solcher Listen ist jedoch umstritten. Nach Auffassung des Krankenkassenexperten Felix Schneuwly haben sie nur eine beschränkte Wirkung. «An der Zahlungsmoral ändert sich grundsätzlich nichts», sagt er gegenüber «10vor10». «Zudem sind die Listen nie richtig aktuell. Der Bürokratieaufwand ist gross, ohne dass solche Listen wirklich etwas bringen.»
Schwarze Liste hin oder her: Neu muss die Allgemeinheit für Personen aufkommen, die ihre Krankenkassenprämien nicht bezahlen.
(krua;webk)