Die Gesundheitsbranche klagt seit Jahren über einen Mangel an qualifizierten Pflegefachkräften. Bis 2030 müssten 120'000 bis 190'000 Personen rekrutiert werden, gab die ODA Gesundheit Bern, eine Vertreterin der Arbeitgeber im Gesundheitswesen, kürzlich an einer Medienkonferenz bekannt.
Stellen wurden geschaffen – aber nicht genug
Die Branche blieb nicht untätig: Seit 2006 hat sich das Lehrstellenangebot im Gesundheitswesen fast verdoppelt. Doch auch dies reicht bei Weitem nicht, um die Nachfrage zu decken.
Das bestätigt Monika Weder von Curaviva, dem Schweizer Verband der Heime und sozialen Institutionen: «Wir haben sehr viele zusätzliche Lehrstellen in Vergangenheit geschaffen. Aber es reicht noch nicht ganz. Das heisst: Man könnte durchaus noch zusätzliche Lehrstellen schaffen.»
Auch auf der Seite der Lernenden genügt das Angebot nicht. Denn auch die Beliebtheit von Lehrstellen im Gesundheitswesen steigt an: Rund 4000 Jugendliche fangen dieser Tage die Ausbildung zur Fachfrau oder zum Fachmann Gesundheit (Fage) an. Die Lehre nimmt Platz drei auf der Beliebtheitsskala der Lehrstellen ein. Weitere 1500 beginnen die kürzere Attest-Lehre. Dazu gibt es weitere Lehren im Gesundheits- und Pflegebereich.
Aufwändige Ausbildungen
Warum gibt es nicht noch mehr Lehrstellen? Das Angebot lasse sich nicht auf einen Schlag massiv erhöhen, die Ausbildung sei aufwändig, sagt Urs Sieber, Geschäftsführer von ODA Gesundheit Bern: «Da kann man nicht einfach mal ein bisschen üben. Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit müssen ihre Kompetenzen am Patientenbett anhand von realen Situationen erwerben. Jede Handlung muss von einer Ausbildungsverantwortlichen begleitet werden.»
Damit die Zahl der Lehrstellen weiter steigt, hat man in mehreren Kantonen Ausbildungsverpflichtungen für Spitäler und Heime eingeführt. Vorreiter dafür war der Kanton Bern, der damit gute Erfahrungen gemacht hat.
Millionen für die Förderung
Das bestätigt die Leiterin des Berner Spitalamtes, Annamarie Müller Imboden: «Wir haben das vor allem bei Fage gesehen, dass die Zahl der Lehrlinge nochmals sprunghaft angestiegen ist, seit wir diese Ausbildungsverpflichtung haben.» Dies habe aber seinen Preis: Einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr wende der Kanton Bern auf, um die Ausbildung im Gesundheitswesen zu verbessern, sagt Annamarie Müller.
Auch wenn es in Zukunft noch mehr Ausbildungsstellen im Gesundheitswesen gibt: Die Nachfrage nach Fachkräften für Pflege und Betreuung wird die Schweiz auch weiterhin kaum aus eigener Kraft decken.