Nächsten Freitag wählt die CVP ihren neuen Fraktionspräsidenten. Einziger Kandidat ist der Tessiner Ständerat Filippo Lombardi.
Die Wahl findet anlässlich der Klausurtagung der Fraktion in Flüeli-Ranft (OW) statt.
Der scheidende Fraktionspräsident Urs Schwaller, der die Fraktion seit 2005 leitete, hatte im vergangenen Frühjahr bekannt gegeben, dass er auf 2014 als CVP-Fraktionspräsident zurücktreten werde. Mitte der Legislatur sei der ideale Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen, begründete er den Schritt. Der Wechsel im Fraktionspräsidium erfolge so rechtzeitig vor den Wahlen 2015.
Schwaller sagte bei der Rücktrittsankündigung, er hoffe auf möglichst viele Interessierte. Die Partei habe nun genügend Zeit, Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Am Ende wollte jedoch nur Lombardi. Dies erstaune ihn, sagte Schwaller.
Andere wollten nicht
Die CVP hatte eine Findungskommission eingesetzt, die mit verschiedenen Personen Gespräche führte. Wer alles zur Diskussion stand, wollte Schwaller nicht sagen. Als Kronfavorit war der Solothurner Ständerat Pirmin Bischof gehandelt worden. Dieser erklärte jedoch öffentlich, er sei nicht interessiert.
Auch Nationalrat Gerhard Pfister (ZG) und Ständerat Konrad Graber (LU) winkten ab. Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass die CVP-Fraktion nächsten Freitag einen anderen Kandidaten als den offiziellen wählt. Dieser müsste aber bereit sein, die Wahl anzunehmen, gibt Schwaller zu bedenken.
Absolutes Mehr nötig
Für die Wahl braucht Lombardi das absolute Mehr der Stimmen. Schwaller geht davon aus, dass er diese Hürde schafft, obwohl der Tessiner Ständerat parteiintern umstritten ist. Ihm würden vor allem alte Geschichten vorgeworfen.
Lombardi war verschiedentlich wegen Alkohols am Steuer in die Schlagzeilen geraten und musste sich vor dem Richter verantworten. Dies sei vor 2005 gewesen, betont Schwaller. Seither habe das Tessiner Stimmvolk Lombardi zweimal zum Ständerat gewählt. Ausserdem habe er im vergangenen Jahr die kleine Kammer präsidiert. Werde Lombardi kommenden Freitag gewählt, habe er zwei Jahre lang Zeit zu beweisen, dass er dem Amt gewachsen sei.
Zu stark ausgelastet
Dass mangelnde Interesse am Fraktionspräsidium erklärt sich der scheidende Präsident vor allem mit der zeitlichen Belastung. Mindestens ein Tag pro Woche sei für das Amt erforderlich. Viele mögliche Kandidatinnen und Kandidaten seien beruflich bereits ausgelastet.
Ausserdem sei das Amt zwar hochinteressant, aber «nicht nur angenehm». Fraktionspräsidenten hätten oft mit Schwierigkeiten zu tun, stellt Schwaller fest. Sie müssten vermitteln und führen – und sich selbst zurücknehmen, etwa bei parlamentarischen Vorstössen. Dies liege nicht allen. Die CVP werde in den nächsten Jahren darüber diskutieren müssen, wie die Bereitschaft für solche Ämter erhöht werden könnte.
Tessiner Medienwelt
Lombardi wurde am 29. Mai 1956 in Bellinzona (TI) geboren. Er studierte Recht und Wirtschaftspolitik in Freiburg, wurde parallel dazu Vizepräsident der Jugendbewegung der CVP Tessin. Ab 1981 war er sieben Jahre lang als Generalsekretär der Europäischen Jungen Christdemokraten in Brüssel tätig.
Anschliessend zog es ihn in die Tessiner Medienwelt: Für zehn Jahre bestimmte er als Direktor die Themen der katholischen Tageszeitung «Giornale del Popolo». Im Jahr 1996 gründete er den Tessiner Privatsender «Teleticino».