In der Schweiz ist die Epidemie-Gefahr von Tropenkrankheiten praktisch nicht vorhanden. Dies sagt Christoph Hatz vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut . Der Mediziner beschäftigt sich unter anderem mit Fragen der öffentlichen Gesundheit und mit Tropenkrankheiten.
Zwar stiegen die Fälle von Dengue-Fieber in der Schweiz an, bestätigt der Experte. «Dengue nimmt dann in Europa zu, wenn es in Südostasien und Südamerika grosse Epidemien gibt.» Er mahnt aber zu vorsichtiger Interpretation der Zahlen:
Das Bewusstsein ist grösser geworden, deswegen diagnostiziert man eher.
Das Dengue-Fieber wird wie Fieber bei Grippe behandelt, früher einfach ohne Diagnose.Konkret: Mit Paracetamol. Die Krankheit, deren Virus durch Stechmücken übertragen wird, komme in der Schweiz vor allem bei Touristen und Reisenden vor, erklärt Hatz.
Eine Impfung gibt es nicht, die einzige Prävention ist laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Schutz vor Mückenstichen. Im Gegensatz zur Zika-Erkrankung ist das Dengue-Fieber und auch das Chikungunya-Fieber in der Schweiz meldepflichtig.
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Gelbfieber und Cholera in Slums – keine Touristendestinationen
Andere Tropenkrankheiten wie Gelbfieber und Cholera sind hierzulande sehr selten. Der letzte Gelbfieber-Fall in der Schweiz datiert von 1996. «Die Krankheit tritt vor allem in ländlichen Gebieten und im Wald auf. Wie Cholera kommt sie aber auch in Slums vor. Und da gingen Touristen eher selten hin, erklärt der Tropenmediziner.
Das Gelbfieber-Risiko sei für Touristen klein, die Impfung aber empfehlenswert und auch sehr wirksam. Cholera tritt bei Touristen sehr selten auf – laut BAG gibt es jährlich nicht mehr als einen Fall.
Cholera ist vor allem in Slums auf allen Kontinenten verbreitet.
Die Impfung wird in der Schweiz nur bei Personal im humanitären Sektor vorgenommen: «Bei Menschen, die in der Entwicklungshilfe täglich in entsprechenden Gebieten arbeiten.»
In der Schweiz bestehe keine Epidemie-Gefahr.
Amöbenruhr: Unangenehm, aber nicht lebensgefährlich – meistens
Verschmutztes Wasser und schlechte Hygiene fördern auch die Übertragung der Amöbenruhr . Je länger die Reise in betroffenen Gebieten dauert, desto höher ist das Risiko. «Die Krankheit ist wegen des Durchfalls sehr unangenehm, aber eigentlich nicht lebensgefährlich», so Hatz vom Tropeninstitut.
Wenn die Parasiten aber vom Darm in die Leber wandern, kann dort ein Abszess entstehen. «Wenn dieser platzt, ist das gefährlich.» In der Schweiz gebe es pro Jahr nur fünf bis zehn solche Leberabszesse, konkretisiert der Mediziner.
Malaria-Anstieg aus Eritrea
Ein etwas anderer Fall ist Malaria: Tendenziell gehe die Krankheit in den meisten Ländern der Welt zurück. Auch bei zurückkehrenden Touristen nähmen die Infektionen dank gutem Schutz ab.
«In der Schweiz ist mehr als die Hälfte der sprunghaften Anstiege der letzten zwei Jahre auf Flüchtlinge, hauptsächlich aus Eritrea, zurückzuführen», erklärt der Experte. Eine andere Risikogruppe sind in der Schweiz lebende Menschen mit afrikanischem Hintergrund, die vom Verwandtenbesuch zurückkommen.
Der Tropenmediziner gibt jedoch Entwarnung:
Bei geflüchteten Menschen aus Eritrea ist es meistens eine schwächere Form der Krankheit.
«Dieser Parasit löst mehrere Schübe aus – ist also nicht die gefährliche tropische Malaria.» Warum gerade bei dieser Gruppe? «Womöglich führt der Stress einer Flucht eher zum Ausbruch, dafür haben wir aber noch keine Beweise.»
Panik sei aber fehl am Platz:
In der Schweiz gibt es die Mücke, welche die in Afrika verbreitete Malaria überträgt, nicht.
Selbst wenn jemand aus Eritrea in der Schweiz an Malaria erkranke, komme es nicht zu einer Übertragung auf andere Menschen. Dies bestätigt auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Malaria ist nich von Mensch zu Mensch übertragbar», sagt Catherine Cossy.
«Somit ist dies keine Gefahr für die Allgemeinheit», ergänzt Hatz. Eine Epidemie muss man also auch bei erhöhten Malariafällen durch Immigration hierzulande nicht befürchten.