Dass Bauern über schlechte Ernten jammern, gehört zum Geschäft. In diesem Jahr scheinen sie aber ernsthaften Grund zum Jammern zu haben: Die Getreideernte ist buchstäblich ins Wasser gefallen. «Die Zeit der Weizenblüte im frühen April hatte eindeutig zu viele Niederschläge», erklärt Hans Rüttli vom Bauernverband.
Bis zu 50 Prozent Verlust
Das hat breite Spuren hinterlassen: «Soweit man Zahlen hat, kann man davon ausgehen, dass beim Weizen ein Rückgang der Erntemenge von 20 bis 50 Prozent festzustellen ist, je nach Region», betont Rüttli.
Weizen ist das mit Abstand wichtigste Brotgetreide der Schweiz. Aber auch bei der Gerste erwartet der Bauernverband bis zu einem Fünftel weniger Ertrag. Die Bauern rechnen damit, dass sie das alles auch in der Kasse zu spüren bekommen: «Weizen hat für die Schweizer Landwirtschaft einen geschätzten Produktionswert von 250 Mio. Fr. Wenn man mit 20 Prozent Verlust rechnet über die ganze Schweiz, dann gibt das einen Verlust von rund 50 Mio. Fr.»
Entwarnung an der Preisfront
Auch Stephan Scheuner, der Geschäftsführer der Branchenorganisation Swiss Granum, erwartet eine schlechtere Ernte und Ertragseinbussen bei den Bauern. Die detaillierte Erntebilanz will er erst Mitte August vorlegen. Für Konsumentinnen und Konsumten gibt er aber schon jetzt Entwarnung: «Ich gehe nicht davon aus, dass die Konsumenten wegen der tieferen Erntemengen mehr für Schweizer Brot bezahlen müssen.» Notfalls werde einfach Getreide aus dem Ausland zugekauft.