Der «Rundschau» liegen die offiziellen Zahlen aus dem SBB-Sicherheitsrapport 2012 vor. Das Bild ist erschreckend: Die SBB registrierten vergangenes Jahr 240 Tätlichkeiten gegen Zugbegleiter. Das sind 20 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.
Die Bahn muss heute Zugbegleiter auf zahlreichen Zügen mit zwei Sicherheitsleuten beschützen, damit sie überhaupt die Ticketkontrolle durchführen können.
Bahnpolizei-Chef Harry Wessner bezeichnet aktuell die Strecke Lausanne-Genf als «Hotspot». Letzte Woche warnte die Kantonspolizei zudem vor Dieben in der Zürcher S-Bahn. Dort wurde schlafenden Passagieren gar die Hose aufgeschlitzt, um ans Geld zu gelangen.
Bahnpolizei-Chef: «Steigende Gewaltbereitschaft»
«Die steigende Gewaltbereitschaft macht nicht Halt vor den Zugstüren», sagt Bahnpolizei-Chef Wessner. Im Interview mit der «Rundschau» bestätigt er den Trend, dass immer mehr Tätlichkeiten gegen Reisende und Personal unter Alkoholeinfluss erfolgen.
Vor allem gegen Reisende wurden im vergangenen Jahr mehr Tätlichkeiten registriert: Die SBB erhielt 170 entsprechende Meldungen, im Vorjahr waren es rund 100 – ein Anstieg von 70 Prozent innerhalb eines Jahres. Bahnpolizei-Chef Wessner relativiert: Jeden Tag reisten rund eine Million Passagiere mit der Bahn. «Zugfahren ist sicher», betont er gegenüber der «Rundschau».
Rund 9000 Diebstähle an Kunden
2012 wurde auch mehr gestohlen in Zügen und an Bahnhöfen. Die SBB registrierte 9000 Diebstähle an Reisenden, 2011 waren es noch 7500. Auch das, so betont das Unternehmen, sei im Verhältnis zu einer Million Passagieren täglich noch relativ wenig. Laut SBB-Sprecher Stephan Wehrle tummeln sich spezialisierte Diebesbanden aus Osteuropa und Nordafrika in den Zügen.
Personenverkehrs-Chefin Jeannine Pilloud baute die Bahnpolizei im vergangenen Jahr um 40 zusätzliche Stellen aus. «Wir tun alles dafür, dass die SBB dieses Gewaltpotential nicht anzieht. Ich hoffe, dass wir in Zukunft weniger Gewalt und Eskalation verzeichnen», so die SBB-Managerin.