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Schweiz Meldeplattformen sollen Engpässe bei Medikamenten verhindern

Mit dem Wintereinzug dürften auch Krankheiten wieder ihr Unwesen treiben. Und ausgerechnet jetzt sind einige Antibiotika nicht lieferbar. Solche Lieferengpässe bei Medikamenten bereiten Spitälern und Ärzten Kopfschmerzen. Doch neue Meldeplattformen sollen Besserung verschaffen.

Verschiedene Medikamentenschachteln.
Legende: Immer wieder kommt es vor, dass wichtige Medikamente nicht verfügbar sind. Keystone/Symbolbild

Seit Oktober muss die Pharmabranche dem Bund melden, wenn es Lieferengpässe bei Wirkstoffen gibt, die für die Schweiz lebenswichtig sind. Dabei handelt es sich vor allem um Substanzen gegen Viren, Bakterien und Krebs. Seit Oktober sind 20 Meldungen eingegangen, dass wichtige Medikamente fehlen.

500 fehlende Medikamente

Ebenfalls seit Oktober erfasst Enea Martinelli, Chefapotheker verschiedener Berner Spitäler, auch alle anderen Medikamente, die die Pharmafirmen nicht in die Schweiz liefern können – also nicht nur die lebenswichtigen. Die Bilanz seit dem Start: 500 Meldungen.

Das sei nicht ideal, findet Ueli Haudenschild vom Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung: «Die Gesamtzahl von Medikamenten, die vorübergehend nicht lieferbar sind, ist gross. Das verursacht natürlich Probleme und einen Zeitaufwand für die Spitäler.»

Lieferengpässe können gravierend sein

Oft fehlen zwar nur einzelne Packungsgrössen eines Medikaments. Manchmal aber sind die Lieferengpässe gravierend und anhaltend, etwa weil Pharmafirmen ein Medikament aus Kostengründen nicht mehr herstellen. Das ist der schlimmste Fall und die Ärzte müssen dann unter Zeitdruck neue Therapien finden. Chefapotheker Martinelli nennt konkrete Engpässe: «Wir haben ein Problem bei drei Antibiotika, zu denen es keine Alternative gibt. Respektive, es müssen ganze Therapien umgestellt werden.»

Ein Lager für Antibiotika?

Nun aber könnte alles einfacher werden, da sind sich Matinelli, Haudenschild und die Pharmabranche einig. Die Meldeplattformen haben schon jetzt dazu geführt, dass die Branche schneller reagiert und dass Ärzte und Spitäler sofort über Engpässe Bescheid wissen.

Der Bund sieht nun, bei welchen Wirkstoffen es gravierende Probleme gibt. Für diese Substanzen kann er verfügen, dass die Branche sie zwingend in der Schweiz lagern muss. Erst gerade hat er so ein Pflichtlager für Impfstoffe beschlossen. Möglicherweise folgt bald ein Lager für Antibiotika. Ärzte und Spitäler wären dann noch besser gerüstet für den Winter.

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