Polizeibehörden aus neun Kantonen haben am Dienstag eine vom Bundesamt für Polizei (Fedpol) koordinierte Aktion gegen ein kriminelles Schleppernetzwerk durchgeführt. Das Netzwerk wird verdächtigt, die illegale Einreise, den Aufenthalt und die Erwerbstätigkeit von chinesischen Staatsbürgern mittels gefälschter Dokumente zu fördern.
Hochwertig gefälschte Pässe
Die Zollbeamten seien als erste misstrauisch geworden, sagt Jürg Schäublin von der Bundeskriminalpolizei. Er leitet das Kommissariat für Menschenhandel und Menschenschmuggel. «Wir haben zuerst qualitativ hochwertige Pässe sicherstellen können.» Sie waren gefälscht. Die Polizei hat sie ausgewertet und Recherchen angestellt. Dier Ermittlungen dauerten zwei Jahre. Dann beschloss die Polizei, zuzuschlagen.
Während der Polizeiaktion am Dienstag wurden insgesamt 349 Verdächtigte angehalten und überprüft. Auch Hausdurchsuchungen wurden vorgenommen. 57 Personen wurden vorläufig festgenommen und diverse gefälschte Dokumente sichergestellt.
Bei den kontrollierten Personen handle es sich um chinesische Staatsbürger, teilte das Fedpol mit. Diese stünden im Verdacht, mit gefälschten Reisepässen Arbeitsbewilligungen erlangt zu haben und illegal in Gastronomiebetrieben zu arbeiten. Auch in Deutschland sind in den letzten Monaten zahlreiche Fälle publik geworden. Dabei wurde bekannt, dass die Köche unter teilweise haarsträubenden Bedingungen in chinesischen Restaurants arbeiten mussten.
Hintermänner gesucht
Die Arbeitsbedingungen, eine mögliche Verletzung des Arbeitsrechts, stehen aber in der Schweiz nicht im Zentrum der Ermittlungen, sagt Schäublin. Es gehe vor allem um die Frage, wie das chinesische Gastropersonal mittels gefälschter europäischer Pässe in die Schweiz gebracht wurde. Es handle sich um eine lukrative Geschäftsstrategie. «Das Fernziel der Ermittlungen ist, an die Hintermänner heranzukommen. Das bedingt intensive Befragungen der Leute, die mit diesen Pässen eingereist sind.»
Allein auf den Kanton Zürich entfielen 230 Personenkontrollen und 36 Festnahmen. Auch in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Bern, Freiburg, Luzern, Neuenburg, Waadt und Zug wurden Kontrollen durchgeführt.
«Es handelt sich um eine erstmalige Aktion, die wir in diesem Rahmen durchführten», sagt Schäublin. Nun müssen die Informationen verarbeitet werden. Sie werden auch international weitergegeben und abgeglichen.