SRF: Was weiss man über diese Schlepper?
Patrick Benz: In diesem konkreten Fall ging es um Personen aus Tunesien und aus Eritrea. Sie wohnten im nahen Ausland und auch in der Schweiz.
Ist dies eine neue Dimension, dass Schlepper Menschen über die Grenze in die Schweiz bringen?
Nein. Das hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben. Im Moment, wo so ein grosser Migrationsdruck von Süden herrscht und so viele Menschen unterwegs sind, ist die Nachfrage grösser. Der Markt entwickelt sich und wird viel grösser. Es entstehen Organisationen, die die Notlage dieser Menschen ausnützen und versuchen, sich zu bereichern.
Die, die sie geschnappt haben, waren junge Männer zwischen 17 und 30 Jahren. Sind das Profis?
In diesem Fall kann man davon ausgehen, dass es Profis waren. Sie haben seit geraumer Zeit bereits Personen in die Schweiz geschleppt. Sie sind sehr gut organisiert, sie operieren grenzüberschreitend. Sie führen die Schleppung selbst in verschiedenen Etappen durch und teilen sich die Aufgaben auf. Man kann sagen, von Süd nach Nord ist hier alles durchorganisiert.
Ist anzunehmen, dass da noch viel mehr Leute involviert sind?
Das ist Gegenstand der Ermittlungen. Man kann bei einer solch grossen Anzahl von geschleppten Menschen davon ausgehen, dass noch mehr Personen beteiligt sind.
Die Sache ist aufgeflogen, weil die Schlepper zuerst mit einem kleinen Auto, dann mit einem ganzen Corso in die Schweiz gereist sind, und dann kurze Zeit später wieder zurück. Ist es typisch, dass Leute in Kleingruppen in die Schweiz gebracht werden?
Das ist ganz verschieden. Im vorliegenden Fall haben unsere Leute diese Tätigkeit festgestellt. Sie kennen ihr Einsatzgebiet sehr gut und die Autos sind ihnen aufgefallen. Es ist natürlich so, dass alle Arten von Grenzverkehr betroffen sind. Die Menschen versuchen auch, per Bahn in die Schweiz zu kommen. Oder sie passieren die grüne Grenze.
Das Grenzwachtkorps hat in den letzten Jahren technisch aufgerüstet. Reicht das, oder was braucht es noch, um Fälle wie dieser, zu verhindern?
Diese Hilfsmittel sind eine Ergänzung zu unserem grössten Potential, unseren Mitarbeitern. Sie kennen das Gelände. Sie wissen zudem, wie sich normal reisende Personen verhalten und wie Leute, die versuchen, andere über die Grenze zu bringen.
Ist die Schweiz ein Transitland?
Im Moment ist da so. Wir beobachten die Lage und versuchen, weitere Interventionen gegen Schlepperorganisationen vorzunehmen.
Im konkreten Fall ist es so, dass die einen in der Schweiz geblieben sind, um hier zu arbeiten. Andere haben ein Asylgesuch gestellt. Ein grösserer Teil hatte die Absicht, weiter in den Norden Europas zu reisen.
Und dies auch in Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern?
Das kann man nicht isoliert anschauen. Wir üben unsere Tätigkeit in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen und natürlich mit dem Bund aus, mit dem Bundesamt für Migration und der Bundeskriminalpolizei. Und natürlich auch mit unseren europäischen Partnern, die entsprechend informiert werden. Dieses Phänomen betrifft ganz Europa. Man muss hier eng zusammenarbeiten, mit allen Partnern.
Das Gespräch führte Samuel Wyss.