Bundesrat Johann Schneider-Ammann reagiert auf den starken Franken: Firmen, die wegen Währungsschwankungen Ausfälle haben, können neu Kurzarbeit beantragen. Die Arbeitslosenversicherung übernimmt dann die Ausfälle. Das hat das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) mitgeteilt. Sowohl der Arbeitgeberverband als auch der Gewerkschaftsbund finden es gut, dass der Bundesrat den Unternehmen diese Möglichkeit offen lässt.
Roland Müller, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, erfreut: «Der Entscheid gibt den Unternehmen Sicherheit. Er stellt klar, dass Wechselkursschwankungen in dieser Situation nicht zum Betriebsrisiko gehören.»
Auch der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB, Daniel Lampart, bewertet den Entscheid positiv. Er sagt: «Es braucht jetzt alle Massnahmen hier im Inland, weil der Franken sehr stark überbewertet ist. Kurzarbeit wird helfen, dass Stellen in den Firmen erhalten bleiben.»
Erwarteter, aber wichtiger Entscheid
Auch wenn nicht sehr viele Unternehmen unmittelbar zu Kurzarbeit greifen würden, sei der Entscheid trotzdem wichtig, sagt Müller: «Er beseitigt Unsicherheiten. Die Unternehmen wissen, dass sie – sollten sie in die Situation kommen – auf Kurzarbeit setzen können.»
Ganz unerwartet sei der Entscheid indes nicht gekommen. 2011 habe der Bund bereits in einer ähnlichen Situation zum gleichen Mittel
gegriffen. Erfreulich sei aber, dass diese Klarstellung sehr rasch erfolgt sei, sagt Müller.
Klar sei aber auch, so Müller weiter, dass Kurzarbeit nur eine vorübergehende Lösung sein könne: «Sollten Unternehmen Kurzarbeit über längere Zeit in Anspruch nehmen, müssen sie auch über Umstrukturierungen nachdenken.»
Würden Lohnsenkungen das Problem verschärfen?
Dass Kurzarbeit den Unternehmen nur kurzfristig helfen kann, bestätigt auch der Chefökonom des SGB. Und von Anpassungen der Löhne nach unten hält Lampart nichts: «Eine Überbewertung einer Währung kann man nicht über Lohnsenkung oder Kurzarbeit lösen. Man muss die Währung selber unter Kontrolle bringen. In den Betrieben sind Lohnsenkungen von unserer Seite überhaupt nicht angezeigt», sagt Lampart.
Die Arbeitnehmenden hätten teilweise jetzt schon Mühe, mit dem aktuellen Lohn alle Rechnungen zu bezahlen. «Auch die Arbeitgeber haben Schwierigkeiten, zu den heutigen Löhnen überhaupt gute Fachkräfte zu finden.» Lohnsenkungen würden deshalb das Problem nur verschärfen, so Lampart.